Am Nabel der Welt

In Salta nützen wir die Zeit zur Anklimatisierung an das neue Land was auch irgendwie nötig ist. Z.B. sind in Argentinien die Öffnungszeiten sehr gewöhnungsbedürftig. Während überall in Latinoamerika eigentlich immer alles geöffnet ist, macht man hier ab Mittag eine lange Siesta die bis sicher um vier Uhr nachmittags, manchmal sogar bis sechs oder sieben Uhr dauert. Einkaufen muss also organisiert sein :-).

Ausserdem gibts hier den „Mercado azul“, ein sogenannter Schwarzmarkt der eigentlich gleich funktioniert wie in Venezuela damals. Man gibt Geld und kriegt mehr zurück :-). Die Währung in Argentinien ist schwach. Führt man Dollar mit sich, so kann man diese auf dem „Mercado Azul“ tauschen und kriegt anstatt der offiziellen 8 Pesos pro Dollar momentan bis zu 12 Pesos. Das macht natürlich einiges aus, da man so einen ganzen Viertel des getauschten Betrags dazugewinnt. Tauschen wir also z.B. 800 Dollar, kriegen wir Pesos im Wert von 1200 Dollar.

Wir verbringen einige Tage in Cafayate, einem Ort mit vielen Weingütern, wenige Stunden von Salta entfernt. Von dort aus besuchen wir nochmals ähnliche Steinformationen wie wir sie bereits aus Chile kennen. Die Gegend ist so kahl, dass wir das Gefühl haben, als ob gleich die Indianer mit ihren Pferden hinter den Felsen hervorstürmen.

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Steinformationen

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Argentinien ist das Land des guten Essens – seit wir unterwegs sind, haben wir nie so tolles Fleisch und so gutes Brot gegessen! Und dazu gehört natürlich immer eine gute Flasche Wein, die hier fast nichts kostet. Wir lassen es uns gutgehen :-).
Wir besuchen eine Käserei und unsere ersten Weingüter. Im Weingut El Esteco machen wir eine interessante Führung. Es ist das grösste Weingut hier in Cafayate und das Gebäude sieht gewaltig aus! Aufgrund des stabilen Klimas haben wir vermutet, dass hier mehrmals im Jahr eine Weintraubenernte stattfindet. Wir werden aufgeklärt, dass auch in Argentinien nur einmal im Jahr die Weintrauben abgelesen werden. Schliesslich verrät uns die Frau des Weinguts dann bei einem Glas Wein der Traubensorte Tannat, die hier ebenfalls eine Spezialität ist, dass das Weingut auch in die Schweiz an Denner liefert. Dort findet ihr den Wein „Don David“ den wir empfehlen können! Prost! 🙂

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Das Weingut El Esteco

Im Hostel gibts einen Grill und wir machen eine Parilla. Nach kurzer Zeit erscheinen fast alle Hostelbewohner mit einem Stück Fleisch (und viel Wein :-)) für die Parilla – und so gehts jeden Tag während wir hier sind. Hier gibts zum Fleisch Chimichurri, eine Gewürzmischung als Salsa die im Restaurant eine Hausmischung ist oder die gekauft und selbst noch mit Olivenöl angerührt werden kann. Wir lieben Chimichurri und werden das Land bestimmt nicht ohne dieses Gewürz verlassen :-).
Unsere zwei Zimmerkollegen aus Buenos Aires geben uns hilfreiche Tipps zum Grillen, verraten uns, welches das beste Stück aus der Carniceria ist, zeigen uns wie man Zwiebeln auf argentinischen Art grillt (Zwiebeln ungeschält direkt in die Glut werfen für ca. 20 Minuten, danach rausnehmen, schälen und zum Fleisch geniessen) und klären uns auf, dass „Falso Conejo“, das wir in Bolivien oft auf dem Markt gegessen haben, Katzenfleisch ist. 🙂

In Mendoza erleben wir dann den WM-Start der allerdings hier etwas enttäuschend ist. Der Argentinier schaut keine Spiele anderer Länder und auch bei den argentinischen Spielen hält man sich noch sehr zurück. Wir haben uns Argentinien als fussballverrücktes Land vorgestellt und sind hier wohl mit etwas falschen Erwartungen angekommen.

In Maipu, einem Nachbardorf der grossen Stadt Mendoza, mieten wir uns Fahrräder um eine Weintour zu machen. Unser Velovermieter empfiehlt uns einige Stopps und gibt uns zu diesen diverse Gutscheine mit, prima! 🙂 Wir starten beim Weingut Dominicio das es seit 2005 gibt und somit noch sehr jung ist. Ein Glas gibts schon mal im Voraus, danach starten wir eine super interessante Tour bei der wir Malbec-Trauben direkt ab der Rebe kosten können und auch sonst sehr viel Wissenswertes erfahren. Zum Schluss gibts eine Degustation, die Weine von Dominicio sind unter den Besten die wir je hatten!
Mit dem Fahrrad besuchen wir weitere Weingüter und ein Hersteller von Oliven-Produkten wie z.B. Olivenpasten, Olivenöl aber auch Marmeladen (teilweise aus Weintrauben) und Liköre. Wir können uns auch hier quer durchs Sortiment probieren.

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Weinreben und im Hintergrund die schneebedeckten Anden

Von hier aus durchqueren wir nochmals die Anden, auf deren Spitze die Grenze zu Chile liegt, und fahren an den chilenischen Küstenort Valparaiso. Wir haben Glück und finden ein günstiges Zimmer in einer privaten Studentenwohnung direkt im Zentrum.
Bisher haben wir in jeder Stadt versäumt eine Free Walking Tour zu machen, hier schaffen wir endlich an einer teilzunehmen. Wir erfahren, dass Valparaiso während langer Zeit der Haupthafen der Pazifikseite Südamerikas war. Sozusagen jedes Schiff welches aus Europa kam und den südamerikanischen Kontinent im Süden umfahren hat, hat hier einen Stopp eingelegt. Dies hat sich dann mit dem Bau des Panamakanals rasant geändert und innert kurzer Zeit wurde der Hafen kaum mehr befahren.

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Cerros in Valparaiso
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Unterwegs in den Cerros mit der Free Walking Tour
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Gondeln zur einfacheren Fortbewegung in den Cerros

Wir besuchen die Cerros (Hügel), in Valparaiso gibts davon rund 40 Stück. Wie ihr euch sicher noch erinnert, gab es im Februar in diesen Cerros einen riesigen Brand der über 10 Tage dauerte und bei dem über 10’000 Menschen ihr Zuhause verloren. Es gibt hier regelmässig Brände aber dieser ging als grösster und längst andauernder in die Geschichte ein. Da die Cerros alle hintereinander liegen, sieht man vom Zentrum und der ersten Cerros aus noch nichts vom Brand. Übrigens fuhren soviele freiwillige Helfer aus ganz Chile nach Valparaiso, dass die Regierung Hilfe ablehnen und die Anreise weiterer Helfer stoppen musste!

Die WM in Chile… Ihr habt bestimmt das ein oder andere Spiel gesehen, Chile spielte super und ihre Fans feierten super! In Brasilien gabs immer mal wieder Zwischenfälle mit feiernden Chilenen, vielleicht kam das auch bei euch im Fernseher… es war jedenfalls eine super Stimmung und was wir in Argentinien erwartet haben, haben wir hier schliesslich erlebt! Chi chi chi, le le le, viva Chile!

Ja und wenn wir nicht gerade Fussball schauen, dann schlendern wir hier in den Cerros umher, Valparaiso ist nämlich bekannt für seine Streetart und seine Graffitiszene!

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Streetart unseres Freundes Claudio den wir in Bolivien kennengelernt haben und der in Valpo lebt

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Weiter in den Süden zu fahren lohnt es sich weder in Chile noch in Argentinien zur Zeit, da hier Winter ist, Treks geschlossen sind und es einfach mega kalt ist. Deshalb ist unser Plan zurück nach Argentinien zu fahren. Spontan ändert sich dieser aber, da gerade „temporada baja“ ist und man nie günstigere Flüge auf die Osterinsel kriegt als jetzt!!! Juhuuu!

Wir fliegen für vier Tage nach französisch-polynesien auf eine kleine Insel mitten im Nirgendwo! 3700km von Santiago de Chile und 4000km von der nächsten Insel Tahiti entfernt, liegt Rapa Nui im Pazifik und rundherum gibts nur Wasser. Wir brauchen fast fünf Flugstunden um auf die 166km2 grosse Insel zu gelangen die auch als Nabel der Welt gilt.

Alles ist hier sehr teuer aber für den Backpacker gibts einen Campingplatz mit Meersicht und mit Essen haben wir uns, wie die meisten die mit uns die Küche nutzen, schon auf dem Festland eingedeckt.

Klar, dass wir unser Zelt aufstellen und gleich auf Erkundungstour gehen um die ersten Moais (Steinfiguren) zu sehen.

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Woher die Moais kommen ist ein grosses Rätsel. Wir haben vor unserem Besuch ein Video von Erich von Däniken gesehen, der dazu seine Theorien hat aber eigentlich tappen alle immernoch im Dunkeln. Die Moais sind nämlich perfekt gemacht, riiiiesig und schwer.

In der ersten Nacht gibts ein Unwetter, mitten im Pazifik auf einer Mini-Insel im Zelt ist das ein biiiischen ungemütlich :-). Deshalb können wir am nächsten Morgen nur warten bis der Regen und die dicken Wolken vorüber sind und brechen erst gegen Mittag auf zum Orongo, einem riesigen Vulkankrater. Die Legende sagt, dass auf diesem Krater früher die Zeremonie des Hombre-Pajaro (Vogelmannes) stattgefunden hat. Die einheimischen Männer mussten damals vom Krater aus ins Wasser, 1,4km schwimmen nach Motu Nui, einer kleinen Insel vor der Osterinsel. Dort mussten die Rapa Nuis zwei bis drei Wochen ausharren ohne Wasser und Essen, nämlich solange, bis der Manutara, ein Vogel, auf die Insel kam um seine Eier zu legen. Der Mann, der mit dem ersten Ei dieses Vogels zurückkehrte, bekam eine Jungfrau zur Ehefrau.

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Vulkankrater
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Motu Nui

Für den Sonnenuntergang gehen wir, wie auch schon am Vortag, zu den Moais Tahai, die in der Nähe des Dorfes Hanga Roa stehen.

Und schliesslich mieteten wir uns Fahrräder, um den Rest der Insel zu erkunden. Es hat nämlich überall an der Küste Ahu’s (Plattformen auf denen Moais stehen oder gestanden haben), Petroglyphen oder Moais.

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In Begleitung eines Hundes der mit uns die halbe Insel umrundet hat 🙂

Highlight ist Rano Raraku, davon hat man schon so einige Fotos gesehen in Zusammenhang mit der Osterinsel. Hier war nämlich einst sozusagen die „Fabrik“ der Moais. Hier wurden diese aus Stein gehauen. Übers ganze Feld verstreut stehen und liegen Moais ja sogar noch halb im Stein drin findet man sie. Und sie sind teilweise so riiiesig, dass es schier unglaublich ist, dass jemand sie auf die gegenüberliegende Inselseite transportiert hat.

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Rano Raraku

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Ein Moai der schon zur Hälfte aus dem Stein gehauen wurde. Er ist riesengross!

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Wir radeln weiter und besuchen den Ahu Tongariki, ebenfalls ein Highlight und mit dem türkisblauen Meer im Hintergrund siehts einfach unglaublich aus!

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Ahu Tongariki

Nächster Stopp ist dann der Strand Anakena, der einzige Strand der Insel. Wunderschön aber natürlich von hunderten von Touristen besucht, auch während der Nebensaison. Wir stoppen nur kurz, es geht uns ja schliesslich um die Figuren. Wir fahren quer über die Insel zurück wo wir nochmals ein paar Stopps einlegen und schliesslich pünktlich zum Sonnenuntergang die Tahai erreichen.

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Am nächsten Tag gehts dann schon wieder zurück aufs Festland, es war aber auf jeden Fall eine super Entscheidung die Osterinsel in unsere Reise einzubinden. Ein magischer Ort voller Geschichte und sicher ein unvergessliches und eindrückliches Erlebnis fürs Leben!

Wir reisen wieder über die hohen Anden zurück nach Argentinien direkt nach Cordoba. Hier schauen wir uns das Spiel der Schweiz gegen Argentinien an, zufälligerweise sind auch noch weitere Schweizer in der Bar aus Biel und es wird ein lustiger aber nervenaufreibender Nachmittag.
Seit dem Achtelfinal sind nun auch die Argentinier erwacht und im WM-Fieber!

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Die Schweiz verliert knapp und in Argentinien wird gefeiert!

In der Nähe von Cordoba liegt der kleine Ort Alta Garcia. Hier ist Che Guevara aufgewachsen und nachdem wir schon in Kuba sein Grab besucht haben und in Bolivien den Ort seiner Ermordung, mussten wir natürlich auch den Ort seiner Kindheit sehen. Ein schönes Haus, das heute ein Museum ist, bestückt mit seinen Möbeln, dem Mofa und dem Fahrrad auf denen Che seine Reisen unternommen hat.

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Mit diesem Motorrad war Che in Südamerika auf seinen Reisen unterwegs

Schliesslich besuchen wir die Hauptstadt Argentiniens, Buenos Aires! Hier bleiben wir eine ganze Woche, es gibt nämlich ziemlich viel zu tun und zu sehen: viele Märkte, super Parilla-Restaurants, das Fussballstadium Boca (dort hat Maradona gespielt) das ein Museum ist, das Hafenviertel Boca das aussieht wie im Zirkus und so weiter.

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Diego Maradona!

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Auf dem Friedhof unterwegs zum Grab von Evita
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Stadionbesichtigung bei den Boca Juniors
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Unterwegs im Boca-Viertel
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In diesem alten Hafenviertel fühlt man sich wie im Zirkus

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Argentinien hat den Halbfinal gewonnen, jetzt wird gefeiert!
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Que buena noche: Bife de lomo, Wein & Chimichurri

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Nach einer fast 20stündigen Busfahrt kommen wir im letzten Ort an den wir von Argentinien besuchen, Puerto Iguazu. Hier befinden sich die berühmten Iguazu-Wasserfälle aus 20 grossen und 255 kleinen Wasserfällen bestehen ausgedeht über 2,7km.

Wir besuchen zuerst die brasilianische Seite. Hier fährt man mit dem Bus bis zum Wasserfall und kann über Stege richtig Nahe an die gewaltigen Fälle herantreten!

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Am Folgetag besuchen wir schliesslich auch die argentinische Seite der Wasserfälle, hier geht man zu Fuss, erlebt etwas mehr Natur und geniesst ein wunderschönes Panorama.

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Ja und schon ist es soweit und unsere Zeit in Argentinien vorbei. Wir grillieren nochmals ein herrliches Stück Fleisch auf dem Hostelgrill und ziehen morgen weiter nach Brasilien!

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Ok das ist leider nicht unser Hostelgrill aber dies sind Etiennes neue Lieblings-Fotomotive 🙂

Hasta pronto!
Andrea und Etienne