An der Küste entlang nach Rio de Janeiro!

Brasilien ist 206mal so gross wie die Schweiz. Das ist riesig!
Hier ist fertig mit Spanisch, man spricht Portugiesisch (Uff!) und unser Spanisch hilft uns halbwegs etwas zu verstehen :-).

Ab der argentinischen Grenze fahren wir mit einem Nachtbus direkt an die Küste und mit einem Schiff auf die Ilha do Mel, die Honiginsel. Die Insel liegt ca. 30 Minuten vom Festland entfernt und hat nur etwa 1000 Einwohner. Es gibt keine Autos, nur Wege aus Sand und der Hauptort besteht aus ca. 20 Häusern. Als wir auf der Insel ankommen, fragen uns die Einheimischen alle fünf Meter, wo wir hin wollen und zeigen uns den Weg (es gibt nur einen Weg :-)), auch wenn sie gesehen haben, dass dies wenige Meter davor schon jemand getan hat. So hilfsbereit sind die Brasilianer wie wir schon hier feststellen!

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Sandige Inselwege

Wir stellen unser Zelt auf und erkundigen die Insel die rundherum nur aus traumhaften Stränden besteht. Ein Paradies!

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Das Camp

Man könnte meinen Jamaika sei die Insel Nr. 1 des Marihuanas – stimmt nicht! Schon auf diesen paar Metern zum Camping treffen wir auf eine Handvoll Personen die alle eine Tüte in der Hand haben :-). Egal ob man auf dem Fahrrad unterwegs ist oder gerade ein Wagen gezogen wird, es wird gequalmt, man riecht es überall :-).
Ausserdem ist unser Zelt hinter einem kleinen Hotel, gleich dort wo auch die Raucherzone der Mitarbeiter ist. Wir habens gezählt, in der Stunde werden hier gut und gerne 15 Joints verraucht und dazu wird gehustet :-).

Die Leute sind so nett, dass wir schnell integriert sind, auch wenn wir noch nicht viel verstehen. Am ersten Morgen ist die Chefin ausser Haus und vom Koch gibts gratis Frühstück für uns :-). Am Abend wird ein Fisch gegrillt und wir dürfen mitessen – ja, es geht uns gut!

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Wunderschöne Strände und fast keine Touristen

Wir geniessen einige Tage, bis es uns weiterzieht nach Paraty. Paraty ist eine wunderschöne Kolonialstadt, hier allerdings im Stil der Portugiesen, nicht mehr der Spanier.
Wir finden ein super Hostel das von Alessandra geführt wird, die das beste Frühstück aller Zeiten zubereitet! Das Hostel ist eher eine Wohnung mit kleinen Zimmern und insgesamt acht Betten, einer grossen Terrasse und dem Wohnzimmer, wir fühlen uns wie Zuhause.

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Historischer Viertel von Paraty

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Die Brasilianer mögen Süssigkeiten. Überall trifft man auf diese Wagen die Kuchen, Schokokugeln und Gebäck verkaufen. Das muss natürlich getestet werden.

Wie an der ganzen brasilianischen Küste entlang gibts auch hier Strände, Strände, Strände! Wir besuchen einige davon, machen eine Bootstour um vorgelagerte kleine Inselchen (auch von denen gibts hier unzählige der Küste entlang) und geniessen Caipirinhas.

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Bootsausflug zu Stränden und Inseln

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Tudo bem!
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Auf den Inseln wohnen Affen

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Einen kurzen Abstecher machen wir dann zur Ilha Grande. Leider fängts kurz nach unserer Ankunft an zu Schütten wie aus Eimern – wie wir es seit Moooonaten nicht mehr erlebt haben – und hört während der nächsten 24 Stunden nicht mehr auf. Zusätzlich fällt der Strom aus auf der Insel und als auch am Folgetag noch keine Sonne in Sicht ist, machen wir uns auf nach Rio de Janeiro!

Es ist eine der wohl schönst gelegenen Städte der Welt wenn nicht sogar die schönste. Sie ist umgeben von paradiesischen Stränden, am bekanntesten natürlich die Copacabana.

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Aber Rio ist teuer. Mit etwas Glück finden wir bezahlbare Dormbetten, nur zwei Blocks von der Copacabana entfernt (!) und da gerade Nebensaison ist, bleiben die anderen Betten in unserem Zimmer leer.

Alessandra aus unserem Hostel in Paraty hat uns verraten, dass sie Rio gar nicht mag, „muy desorganisado“ sei es. Spätestens bei unserem ersten Einkauf im Supermarkt wissen wir auch was sie damit gemeint hat. Natürlich gibt es schöne teurere Supermärkte in denen es ruhig zu und hergeht. Besucht man aber die günstigeren so merkt man bald, dass es für die Anzahl Einwohner Rios mit eher kleinem Budget viel zu wenige Einkaufsmöglichkeiten gibt. Man trampelt sich im wahrsten Sinne des Wortes auf den Füssen rum. Omis und Opis kurven unkontrolliert mit Einkaufswagen umher und erwischen dabei nicht selten mal ein Bein oder Regal. Bei uns kriegt man im hohen Alter Hilfe, hier schlurft auch die 90jährige im Schneckentempo durch die schmalen Regale. Steht man dann endlich an der Kasse, werden laufend Einkaufswagen zurückgeschoben (die Kassen sind so eng gebaut, damit man diese nicht auf die andere Seite oder nach draussen nehmen kann), was natürlich zusätzliches Chaos verursacht wenn dann auf engem Raum noch diese Wägeli zurückgeschoben werden. Manchmal nimmt ein Kunde beim Betreten des Ladens eins grad wieder mit, teilweise sind sie aber noch voll mit Artikeln die der vorherige Käufer an der Kasse dann doch nicht mehr wollte. Ein riesen Chaos :-).

Rund zwei Wochen verbringen wir in Rio. Es gibt eine Menge zu sehen wie kleine Märkte, verschiedene Stadtviertel, diverse Strände aber das Highlight ist natürlich die Copacabana. Hier ist der Strandbesuch ein einziges Erlebnis! Es gibt hier nichts was es nicht gibt. Beispiele? Ok, verkauft wird so ziemlich alles: Eis, Sambapfeifen, Bikinis, Badehosen, Tücher, Kleider, Grillkäse, Getränke und Caipis, Erdnüsse, Hüte, Sonnenbrillen, Snacks, Touren, Camaron-Spiesse, T-Shirts, Früchte, Hennatattos und und und. Es ist ein extrem buntes Treiben! Es sind unglaublich viele Menschen unterwegs, vorallem an den Wochenenden, es müssten zehntausende, vielleicht sogar hundertausend Leute sein, die an diesem 6km langen Strand und der zugehörigen Promenade unterwegs sind. Seeeehr viele von ihnen treiben Sport. Männer in sehr fortgeschrittenem Alter (65+) spielen Volleyball, andere sind am Joggen, Skaten oder Fahrradfahren. Frauen wie Männer spielen Fussballbeachvolley (2 gegen 2 wie Volleyball mit einem Netz aber ohne Hände dafür wie beim Fussball mit Kopf, Brust und Füssen) und sie könnens alle Hammer gut! Aber das ist noch nicht alles. Die Copacabana bietet auch Platz für Dosensammler, Strassenkinder und weitere Freaks. Z.B. sucht ein älterer Mann mit einem Metaldetektor nach im Sand verlorenen Münzen (es wird wohl einfach sein Zeitvertrieb sein), ein anderer schmiert sich Bleichmittel aufs Haar, quatscht eine halbe Stunde mit dem Kumpel an der prallen Sonne, dann ab ins Wasser und mit frisch gebleichtem Haar wieder raus. Cool! 🙂

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Caipirinha direkt am Strand
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Alle paar Tage fährt ein Uboot vorbei.
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Bikiniverkäufer
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Grillkäse
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Auf der Suche nach dem Schatz – oder auch einfach nach Kleingeld
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Copacabana
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Strandpromenade der Copacabana

Aber auch am Nachbarstrand der Copacabana, dem Ipanema-Strand gibts Action:

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Ipanema
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Fruchtverkäufer

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Ja, es wird extrem viel geklaut an der Copacabana. Und es sind Profis am Werk. An unserem ersten Strandtag wurde einer Touristin hinter uns die Tasche geklaut, sie lag allerdings daneben und hat ein Buch gelesen. Man muss immer beide Augen direkt auf seine sieben Sachen haben, liegt der Rucksack mal nicht im Blickwinkel, ist er weg. Nach ein paar Strandtagen haben wir dann auch gesehen wie das abläuft. Ein paar Meter von uns entfernt legen sich zwei Jungs mit Gepäck hin, wohl bevor sie zum Busbahnhof oder Flughafen fahren. Andrea bemerkt wie ein Hennatattooverkäufer im Vorbeigehen etwas mit seinem Strandtuch versucht allerdings auch gleich wieder weggeht. Kurz darauf schauen wir dann beide zu, wie er zurückkommt, sein Strandtuch unter dem Shirt hervornimmt um sich vorzubereiten, den dösenden Jungs dann sein übergrosses Tattooschild zum Ansehen hinhält – die meisten schauen aus Desinteresse eh weg oder schlafen weiter – gleichzeitig versucht er unter dem Schild deren Handgepäckrucksack mitzunehmen (was wir alles beobachten konnten von unserem Platz aus). Er hat aber Pech und konnte den Rucksack nicht richtig greifen (sonst hätte er einfach sein Tuch über den Rucksack gelegt und hätte weggehen können ohne dass jemand was sieht). Bestimmt hätte er noch weitere Versuche gestartet wir waren aber schneller und haben ihm zugerufen er solle die Finger davon lassen und dass wir ihn sehen. Er ist dann schnell verschwunden und nicht mehr aufgetaucht. Etienne hat den beiden Jungs gesagt, dass sie jetzt grad zweimal Opfer eines Klauversuchs geworden sind und auf ihre Sachen achten sollen aber irgendwie haben die das nicht wirklich geschnallt, als Antwort gabs nur ein sehr verhaltenes Danke. Weg kam zwar nichts aber rein theoretisch hätte ein paar Minuten später auch ein Nichtprofi mit ihrem Rucksack davonschlendern können. Tja.

Die Besuche beim Christo und auf dem Zuckerhut gehören quasi zum Pflichtprogramm hier. Mit einer super modernen Gondel fahren wir hoch zum Zuckerhut um dort den Sonnenuntergang und die mega Aussicht zu geniessen!

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Der Zuckerhut

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Copacabana

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Den Christo besuchen wir tagsüber, die Bahn die hochfährt ist eine alte Jungfraubahn aus der Schweiz :-)!

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Statue des Christo
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Copacabana

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Salzwassersee, dahinter Leblon und Ipanema

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Aussicht vom Christo auf den Zuckerhut (und auch Anflugbahn der Flugzeuge des nationalen Flughafens der gleich daneben liegt)

Was wir bisher in ganz Südamerika verpasst haben, ist der Besuch eines Fussballspiels. Wir holen das hier nach und fahren ins Maracaná Stadion um uns das Spiel Fluminense (einer der vier Stadtclubs in Rio) gegen Goia anzusehen. Das Stadion ist riesig! Wir treffen zwei Stunden vor Anpfiff ein, zum Glück. Nur schon um vom Ticketstand (wo es sehr zackig vorangeht), zum richtigen Eingang zu gehen, benötigen wir etwa 20min. Drinnen ist es genau so gross und hat Platz für ca. 78’000 Menschen. Das Spiel welches wir besuchen ist ein Spiel des Copa de Brasils, also wie bei uns ein Ligaspiel. Jetzt müsst ihr euch vorstellen, dass die Stadt vier Clubs hat und es sind schon fürs Fluminense-Spiel gut zwei Drittel des Stadions besetzt! Für uns ein cooles Erlebnis!

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Das Maracaná Stadion
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Die Stimmung ist gut: Fluminense gewinnt mit 2:0

Auch Pflicht ist natürlich das Churrasco-Essen. Fleisch wird an riesen Spiessen vorbeigetragen und einem direkt auf dem Teller abgeschnitten. Andrea hat sich eine Caipirinha bestellt, der kommt in der Grösse eines normalen Trinkglases und hoppla, ein zweiter hätte vielleicht noch Platz gehabt aber bestimmt kein Dritter – mit dem Cachaça wird hier nicht gegeizt :-)!

Auch All-you-can-eat-Pizza müssen wir natürlich probieren. Die Pizza war jetzt nicht mega speziell das Erlebnis aber allemal! Es werden ständig verschiedene Pizzas im Restaurant herumgetragen von denen man immer nehmen kann. Zum Dessert gibts dann Pizza mit Schokolade und Banane oder Erdbeeren – auch sehr lecker!

Etienne hat sich ausserdem entschieden einen Deltasegelflug zu machen – wenn nicht hier wo dann :-). Aus fast 600 Metern wird von einem Berg gesprungen (wirklich gesprungen, nämlich eine steile Rampe herunter bis man keinen Boden mehr unter den Füssen hat). Dann wird gesegelt über die Favelas hinweg und die traumhafte Küste! Ein tolles Erlebnis!

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Die Absprung-Rampe

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Ja, so schnell wies irgendwie alles klingt waren auch die zwei Wochen um und wir sind, dank viel Sonne, wieder schön braun ;-). Geplant war eigentlich noch nördlichere Ziele in Brasilien zu bereisen. Allerdings mussten wir diese ändern, da Brasilien für das Budget eines Low-Budget-Travellers eben doch nicht ganz günstig ist und wir lieber nochmals hierherkommen um all die Dinge, die uns noch „gluschten“, in Ruhe anzusehen. Und so haben wir dann irgendwann am Strand der Copacabana unsere weiteren Pläne geschmiedet.

Nach 1.5 Jahren werden wir Latinoamerika verlassen. Wir freuen uns auf etwas Neues, trotzdem fällt es uns schwer von hier zu gehen. So viele verschiedene Kulturen, liebe Menschen, schöne Orte, exotische Tiere, schweisstreibende Trekks, leckeres Essen… Eine insgesamt total andere Mentalität in welcher es keinen Grund gibt wieso man irgend ein (leuchtendes) Kleidungsstück aufgrund zuvieler Kilos nicht anziehen soll, in welcher die Musik nie laut genug sein kann und in der man sogar Salz und Tabasco mit Bier mischt… Auch wenn es doch oft chaotisch ist und wild zu und herging, am Schluss klappte eben doch immer alles, man muss einfach ein bisschen Vertrauen in die Sache und die Menschen haben :-).
Uns hats hier extrem gut gefallen und wir sind ganz sicher nicht zum letzten Mal hier!

So, und am Sonntag gehts nun weiter nach….. 🙂

Bis bald
Andrea und Etienne