Früh morgens nehmen wir den Bus von Rio nach Sao Paulo und verabschieden uns von Südamerika. Am Flughafen will uns Etihad ohne Rückflugticket ins Heimatland zuerst gar nicht mitnehmen nach Indonesien. Wir bleiben stur und nach einigen Diskussionen und dem Vorzeigen unserer Kreditkarten klappts dann irgendwie doch.
Rio de Janeiro – Sao Paulo – Abu Dhabi – Jakarta – Bali.
Nach rund 47 Stunden Reisezeit (11 Stunden Zeitverschiebung bereits abgezogen), kommen wir in Indonesien auf einem neuen Kontinent an.
Aber aller Anfang ist schwer.
Nach 18 Monaten Latinoamerika ist Kuta (ein sehr touristischer Ort) in Bali für uns die total falsche Landestation. Wir kommen uns vor wie wandelnde Bankomaten und es hat von allem zuviel: zuviele Touristen (mehr Touris als Einheimische in Kuta), zuviel Verkehr, zuviele Verkäufer… Unser Hotel ist super und bietet uns eine gute Rückzugsmöglichkeit. Gabs bisher meistens Hühnchen und Reis oder Bohnen und Reis, gibts hier jetzt Gemüse und Reis :-). Natürlich nicht nur und wir geniessen die asiatischen Zutaten und Gewürze die wir so lange nicht hatten.

Wir wollen uns so schnell wie möglich um unsere Visaverlängerung kümmern da man in Indonesien bei der Ankunft nur 30 Tage kriegt. Wir machen uns alleine auf zur Imigration, dort erzählt man uns allerdings, dass keine Visaverlängerungen gemacht werden und alle Pässe auf die Nachbarinsel Jakarta geschickt werden. Wir sollen uns eine Agency suchen die das erledigt. Unsere Pässe lassen wir dann in einem vertrauenswürdigen Büro in Kuta mit genügend Geld das man uns für die Verlängerung abknöpft. Eine Woche solls dauern, weitere Dokumente werden nicht benötigt. Wir ziehen also los auf die Nachbarinsel Lombok um in dieser Zeit schon etwas mehr von Indonesien zu sehen und keine Zeit zu verlieren.
Übrigens lebt das indonesische Volk sehr gesund. Es wird vorallem Reis und Gemüse gegessen, Tofu kriegt man genau so einfach serviert wie Hühnchen und Rinds. Alkoholiker gibts hier so gut wie gar nicht, wir haben bisher einen einzigen Einheimischen mit einem Bier gesehen ansonsten trinken die Indonesier praktisch nicht. Was sie aber tun ist rauchen. Und zwar uuunglaublich viel und überall. Es gibt Nachtbusse die keine Stopps einlegen, egal dann wird halt während der Fahrt gepafft. Einem Mann auf der Fähre haben wir zugesehen wie er jeweils mit dem Stummel der letzten auch gleich die nächste Zigi angezündet hat. Bei der sechsten haben wir aufgehört mitzuzählen :-).
Der Ort Kuta in Lombok ist, wie auch Bali, ein Surferort und gemütlich. Für uns prima zum „Ankommen“. Trotzdem vermissen wir Südamerika sehr und fühlen uns hier noch nicht ganz „zugehörig“. Man muss verstehen, dass wir schon wenn wir die Strecke Brasilien-Schweiz zurückgelegt hätten, wohl wieder etwas „Angewöhnungszeit“ benötigt hätten. Wir haben nun aber die doppelte Strecke auf die andere Seite der Erde zurückgelegt zu einer Kultur die nochmals ganz anders (in Indonesien zudem noch muslimisch) ist… Ein totaler Kulturschock.
Bali ist hauptsächlich hinduistisch, Lombok muslimisch und so werden wir hier zum ersten Mal um fünf Uhr morgens vom Muezzin geweckt, huch! 🙂 Von jetzt an begleitet dieser uns auch tagsüber und wir gewöhnen uns sehr schnell dran. Wir mieten einen Roller, fahren zu wunderschönen Stränden, besuchen den Affenwald, fahren vorbei an traumhaften Kulissen mit Reisfeldern und können langsam anfangen Indonesien zu geniessen.
Im Ort Senggigi buchen wir dann die Komodotour: Mit dem Schiff in vier Tagen von Lombok nach Komodo zu den Waranen als Ziel die Insel Flores. Cool! Nur leider oder gottseidank kommt dann alles anders. Ein Boot ist bereits voll und wir erfahren dass das zweite Boot, welches starten sollte, soeben einen Unfall hatte und gesunken ist. In der Agency sagt uns der Ticketverkäufer dann auch ehrlich, dass er momentan ein sehr ungutes Gefühl habe bei den Strömungen die kurz vor Komodo herrschen und er uns eher die günstige Bus-Fähren-Option empfehlen würde. So sehen wir das auch und entscheiden uns für diesen Weg.



Natürlich googeln wir das Schiffsunglück und stossen dabei auf eine Horrorgeschichte. 25 Leute (davon 20 Touristen) sind mit dem Schiff aufgelaufen. Als dann schliesslich noch ein Sturm kam, sank das Schiff und alle mussten sich ein kleines Gummiboot teilen das nur für sieben Personen Platz bietet. Die zehn besten Schwimmer haben sich schliesslich trotz der hohen Wellen aufgemacht zur nächsten Insel die sechs Kilometer entfernt liegt. Die anderen haben sich abgewechselt mit Schwimmen und im Boot sein und sind so 24 Stunden im Wasser gewesen (vorallem nachts eine Horrorvorstellung). Schliesslich wurden sie von einem Fischer entdeckt und gerettet. Von zwei Spaniern fehlte allerdings jede Spur.
Wir fahren also an das andere Ende von Lombok und nehmen eine Fähre für 2 Stunden. Auf dieser wird Karaoke gesungen und die Fahrt geht schnell vorüber :-). Übrigens gibts auf all diesen Fähren immer Gebetsräume für alle Muslime und vor der Abfahrt sowie bei der Ankunft erklingt ein Gebet aus den Lautsprechern (auch im Flugzeug). Mehr zum Islam aber später.

Wir steigen um in einen Nachtbus und fahren bis ans andere Ende der Insel Sumbawa wo wir frühmorgens wieder auf die Fähre umsteigen und sieben Stunden auf dem Meer in Richtung Flores fahren. Und schliesslich treffen wir am Hafen in Labuan Bajo ein. Fast alle Unterkünfte sind voll und wir haben Glück, dass uns Cornelius auf der Strasse aufgabelt. Er hat nämlich neben seinem Haus drei bezahlbare Unterkünfte gebaut und liebevoll eingerichtet die er uns stolz präsentiert. Ja, hier bleiben wir gerne!


Wir machen eine Schnorcheltour während der wir auch die Insel Rinca besuchen um die Komodo Warane zu sehen. Sehr eindrücklich! Aber gefährlich! Pro fünf Personen braucht es einen Ranger der wachsam mit seinem Stock bei uns steht. Ein Biss des Warans ist immer tödlich und bereits dreimal ist ein Ranger so ums Leben gekommen. Ein Waran tötet normalerweise Hirsche und Büffel die auf dieser kargen Insel leben, trotzdem ist das Leben für die wenigen Dorfeinwohner der Insel schwierig. Warane sind Drachen und haben null gleich mit einem Haustier :-). Beim Biss des Warans stirbt man nicht gleich, der Waran lässt aber Bakterien im Blut seines Opfers zurück, dass dieses bald darauf zusammenbricht und zu seiner Speise wird.



Für drei Tage besuchen wir dann noch die Insel Kanawa, eine kleine Insel mit einem Resort und einem Restaurant – immer ausgebucht, dank eigenem Zelt für uns aber auch spontan möglich – und das absolute Paradies! Alleine die Insel und der weisse Sand wären einen Besuch wert, die Unterwasserwelt hier ist aber die Krönung und Grund dafür, wieso der ganze Ort Labuan Bajo soviele Taucher anzieht. Wir schnorcheln nur wenige Meter vom Strand entfernt und begegnen Rochen, Baby-Haifischen, Schlangen, Schildkröten und Fischen in allen vorstellbaren und unvorstellbaren Farben! Schon während wir auf dem Steg des Peers stehen und ins Wasser blicken sehen wir Fischschwärme springen, einen Fisch mit allen möglichen Regenbogenfarben und einen Lionfish (auf deutsch Feuerfisch), fantastisch!





Schliesslich machen wir uns wieder auf den Rückweg nach Bali und haben dabei noch eine interessante zweistündige Dachfahrt auf einem Minibus da drin zuwenig Platz ist. Neben Gepäck sitzen wir auf dem Dach und jeder Einheimische der ebenfalls hockkommt schüttelt besorgt den Kopf und sagt „very dangerous“. Na toll, das Macht uns Mut :-). Wie in einem Game müssen wir dann den Ästen und Bäumen ausweichen, die Leitungen hängen zum Glück wenig höher :-). Und man glaubt es kaum aber das Fahrticket wird auch auf dem Dach kontrolliert, wir hatten keine Hände frei und durften es dann am Zielort vorweisen :-).

Schliesslich kommen wir in Bali an um dort unsere Pässe abzuholen und erhalten dort dann die Nachricht dass die Visaverlängerung nicht gemacht wurde da wir dazu noch ein Foto abgeben müssen. Na super. Wir machen diesmal aber Druck. Es ist Wochenende und wir müssen trotzdem abwarten, kriegen am Montag aber dann innerhalb von sechs Stunden unser Visa. Na geht doch!
Und auf nach Sumatra! Wir landen in Padang und treffen dort auf Remo und Penelope. Remo haben wir vor rund einem Jahr in Nicaragua kennengelernt und sind seitdem in Kontakt geblieben. Er hat vor drei Monaten den Kontinent gewechselt und zur gleichen Zeit wie wir die Insel Sumatra ins Auge gefasst. So haben wir uns nach über einem Jahr wiedergesehen! Zusammen mit seiner amerikanischen Reisebegleitung Penelope und der Östreicherin Judy, haben wir uns dann entschieden eine Tour zum indigenen Mentawaistamm zu machen.
Mit einer langsamen Fähre fahren wir über Nacht auf die Insel Siberut wos in den Dschungel geht. Vier Tage und drei Nächte verbringen wir hier bei einer Familie mitten im Dschungel in deren einfacher Hütte. Geschlafen wird direkt über den Schweinen. Wir begleiten die Mentawais in den Dschungel um verschiedene Medizinpflanzen kennenzulernen, aus Palmen riesige Maden zu holen, sehen dem Vater des Hauses zu wie man Giftpfeile herstellt, baden uns im Fluss, gehen mit der Mutter des Hauses zum Fischen und kriegen viele Informationen zur Kultur und Lebensweise der Mentawais. Unser Guide Awang bekocht uns hervorragend und die Tage vergehen wie im Fluge. Es gibt nur ein Haus in der Nähe wo ebenfalls zwei Touristen die Tour machen, ansonsten rundherum nur Dschungel. Wir geniessen die Abgeschiedenheit und das einfache Leben sehr und natürlich den Austausch mit Remo über die vergangenen Monate.
Einzig schade, das während der ganzen Tour von sieben Touristen vier beklaut wurden (Trekkingsandalen, Medizinkasten, Badehosen und Geld) und das im Dschungel in einer Community wo man null Chancen hat, wieder an seinen Besitz zu kommen. Positiv aber, dass wir so eine coole Gruppe waren und wir nach dieser Tour definitiv in Asien angekommen sind und uns hier wohl fühlen.











Zurück nach Padang gehts mit dem neuen Schnellboot (erst seit einem Monat in Betrieb) in drei Stunden, das Boot rast wie ein Zug, unglaublich! Und nach einem letzten lustigen Abendessen mit Remo, Penelope und Joseba (dem Basken aus der anderen Tourgruppe), verabschieden wir uns schliesslich voneinander. Wir fahren nach Bukittinggi, einer Stadt in den Bergen in der es nur sehr wenige Touristen hat und die uns sehr gut gefällt. Wir mieten einen Roller, düsen herum und besuchen den Kings Palace der auf jeden Fall eine Besichtigung wert ist. Bis 1820 war hier ein König ansässig, danach kamen die Holländer und seit daher gab es keinen regierenden König mehr. Man hat den Palast, der vollständig aus Holz gebaut ist, aber renoviert und für Besichtigungen erhalten. Leider wurde dieser zweimal durch Feuer niedergebrannt (zum letzten Mal 2007) aber wieder neu gebaut. Die Säulen sind alle schräg gebaut, damit der Palast erdbebensicher ist!
Apropo Erdbeben: 2009 gab es auf Sumatra ein sehr starkes Erdbeben, das die halbe Stadt Padang flachgelegt hat. Wir erleben eines in Bukittinggi mitten in der Nacht. Zwar „nur“ 4.5 (die zwei in Peru hatten die Stärke 6.2 und 5.0) und trotzdem hats ganz schön gewackelt! Uff!



Nächste Station ist der Lake Toba, der grösste See von Südostasien der ebenfalls ein riesiger Krater ist mit einer Insel in der Mitte. Auf diese Insel fahren wir in den Ort Tuk-Tuk und treffen hier wieder auf Joseba. Wir besuchen den kleinen Ort und treffen immer wieder auf Gruppen jungendlicher die extra hier sind um Englisch zu lernen und uns scheu ansprechen. Nach ein paar einstudierten Fragen gibts dann Fotos, Fotos, Fotos :-). Obwohl man hier ständig mal einen Touri sieht, liiiiieben die Indonesier es, mit Touristen Fotos zu machen :-). Ansonsten geniessen wir das süsse Nichtstun und laden die Batterien wieder auf für den kommenden Weg :-).


Nun zu unseren Eindrücken zum Islam in Indonesien: Wie wir den Islam hier erleben, das ist nichts Vergleichbares mit allem was wir bei uns in den Medien sehen oder lesen. Angepasste Kleidung für uns aus Respekt ist selbstverständlich (Tshirt mit Ärmel und kniebedeckende kurze Hosen für Frauen). Ansonsten wird hier das Kopftuch aber eher als modisches Accessoire getragen, manche tragens, manche nicht, andere tragen Burkas oder nehmen den Schleier vor dem Gesicht je nach Situation wieder ab. Schon bei den Schulkindern kann man sehen das nicht alle Kopftücher tragen und man hier einfach für die Religion lebt oder eben nicht. Kein Zwang, kein fauler Ehemann der nur die Frau arbeiten lässt (meistens kochen hier nämlich die Männer bei den muslimischen Strassenständen) etc. Klar sehen wir nicht hinter die Kulisse wie die Leute hier mit der Religion untereinander umgehen und welche Probleme vorhanden sind. Das Bild das wir hier aber kriegen ist sehr positiv! Auch jede Insel ist wieder anders, während Bali hinduistisch ist und Lombok hinduistisch aber hauptsächlich muslimisch so leben auf Flores mehrheitlich Christen (es gibt sogar Ehen zwischen Muslimen und Christen). Und Sumatra ist eigentlich mehrheitlich muslimisch obwohl wir auch hier wieder auf viele Christen treffen. Für uns alles eher vorbildlich und überhaupt nicht unangenehm.
Bei uns hört man oft Asiaten können nicht nein sagen. Hier ein kleines Beispiel von wohl schon erlebten hunderten, dass es wirklich so ist: Wir bestellen Frühstück hier im Hotel am Lake Toba, Andrea bestellt sich ein Avocado-Toast. Als das Essen kommt fragt sie nach Salz (ja, auf eine Avocado gehört Salz :-)). Nach einer Weile kommt der Kellner zurück und stellt einen Streuer hin, Andrea streut und streut es kommt aber nichts raus. Also öffnen und siehe da, wie gut dass nichts rauskommt, da ist nämlich Zucker drin! Da sie jetzt weiss wo die Gewürze stehen geht sie auf die Suche nach dem Salz aber da gibt es gar kein Salz. Fazit: Der Asiate stellt dir lieber Zucker hin (egal ob das Essen dann noch schmeckt oder nicht), als dem Gast mitteilen zu müssen, dass etwas nicht vorhanden ist ;-). Auch an das haben wir uns mittlerweile gewöhnt :-).
Bis bald! Andrea und Etienne