Vom Orang Utan zum Erawan

Unseren letzten Halt in Indonesien machen wir in Bukit Lawang, einem Ort nahe dem Gunung Leuser Nationalpark. Der Gunung Leuser Nationalpark ist rund 9000 km2 gross und einer der grössten Nationalpärke von Indonesien. Man findet hier noch wilde Tiger und Elefanten, vorallem ist der Park aber bekannt für die weltweit nur hier und in Borneo (einer Nachbarinsel von Sumatra) in freier Natur lebenden Orang Utans.

Die Touristentour in den Dschungel finden wir verhältnismässig teuer und irgendwie auch nicht ganz das was wir suchen, man dringt nämlich hier nur am Rande in den Dschungel vor und hat dafür noch die Aktivität Rafting dabei die uns weniger interessiert. Wir wollen Orang Utans sehen :-). So besuchen wir zuerst mal eine Höhle in der nähe des Dorfes und treffen beim zurückkommen auf „Umbrella“, einen indonesischen Freak. Er bietet uns an, dass uns sein Kollege zu einer Höhle gleich ausserhalb des Nationalparks bringt für weit weniger Geld und uns dort Orang Utans zeigt. Wir sagen für den nächsten Tag zu, ein Versuch ist es wert, sonst können wir immernoch die Tour machen.
Abends spät erfahren wir dann in unserem Guesthouse, dass wir per morgen unser Zimmer verlassen müssen da man neue Reservationen hat (obwohl ständig neue Leute ohne Reservation einchecken)… auf gut deutsch weil wir die Tour nicht gebucht haben bittet man uns jetzt mit einem Lächeln zu gehen :-)…

So bringen wir am nächsten Tag unser Gepäck mit zum Treffpunkt und checken im Hotel von Umbrella ein, mehr basic dafür günstiger und das beste Restaurant von ganz Bukit Lawang (sogar die Bewohner des Super-Resorts kamen abends gestylt in dieses Basic-Restaurant zum Essen). Rucksack ins Zimmer und losgehts!

DSC04314.JPG
Unser Guesthouse mit hervorragendem Restaurant

Wir gehen ca. eine Stunde durch den Wald und durch riesige Palmölplantagen (schon ca. zwei Autostunden vor Bukit Lawang beginnen die riesigen Palmölplantagen die hier viel Dschungelfläche geraubt haben andererseits aber auch unglaublich vielen Leuten hier Arbeit bieten…). Schliesslich kommen wir zu einer grossen Höhle durch die wir lange hindurchklettern. Während unser Guide und seine drei Freunde barfuss hindurchklettern wie die Äffchen, sind wir ziemlich gefordert :-). Tagsüber sind die Orang Utans nämlich hier über der Höhle zu sehen, wir haben allerdings überhaupt kein Glück und kehren irgendwann um. Wieder aus der Höhle gehts erst mal zum Fluss zum schwimmen und unser Guide versichert uns, dass gegen Abend ganz bestimmt Orang Utans zum Baum am Waldrand kommen um Früchte zu essen. Aber auch eine letzte Runde um die Höhle bringt nichts und wir finden uns schon damit ab doch keinen zu sehen, als uns unser Guide zu sich ruft und wir ihm hinterher in Richtung Höhle rennen. Und tatsächlich hängen da ein grosser und ein kleiner Orang Utan wenige Meter über uns! Mega cool! Ganz beschwingt gehen wir dann zurück, damit hätten wir nicht mehr gerechnet!

DSC04251.JPG
Thomas Leaf Monkey
DSC04307.JPG
Juhuuu unser erster Orang Utan!

Es gibts manchmal so Tage wo man schon beim Aufstehen den schönsten Vogel auf dem Balkon hat, vielleicht noch vor dem Frühstück einen Affen sieht oder die Eichhörnchen in Scharen über die Bäume flitzen. Solche Tage nennen wir  Tiertage weil es dann meistens den ganzen Tag so weitergeht. Wir können nämlich schon beim Frühstück den Affen zuschauen wie sie über die Brücke vor dem Hostel marschieren, einer geht sogar direkt vor unserem Zimmer durch.

DSC04318.JPG
Affen die über die Brücke klettern

Wir beschliessen nochmals alleine den Weg zur Höhle zu gehen und sehen für kurze zwei Minuten auch tatsächlich einen sehr grossen Orang Utan in den Bäumen oben. Das ist schon mehr als wir erwartet haben. Was aber jetzt kommt ist das ultimative! Wir gehen den Hügel runter, dort wohnt ein indonesischer Aussteiger, der uns auf seine Terrasse einlädt und während wir mit ihm plaudern, kommt sein Bruder und meint, dass im Früchtebaum neben dem Haus zwei Orang Utans seien. Wir gehen aufs Feld zum Baum und tatsächlich hängen hier zwei Orang Utans fleissig am Beeren essen. Das absolut geniale, sie sind nur ca. 6-10m entfernt, hören irgendwann auf das „Knutschgeräusch“ zu machen das ihre Angst signalisiert und bieten uns eine richtige Show! Wir sitzen gleich davor auf dem Feld und können den beiden rund eine Stunde zuschauen, der absolute Wahnsinn! Da klopft einem das Herz gleich schneller (wie beim Whale Watching). Sogar die zwei Indonesier meinen dass sie noch nie so nah Orang Utans gesehen haben obwohl sie täglich welche sehen um ihr Haus herum. Es hat sich also absolut gelohnt den Weg nochmals zu gehen. Einfach fantastisch!!!

DSC04354.JPG
Und dann…
DSC04358.JPG
…die Show direkt vor uns!

DSC04348.JPG

DSC04355.JPG

DSC04371.JPG

DSC04375.JPG

DSC04366.JPG
Monkey Watching 🙂

DSC04389.JPG

Wir fahren in die Stadt Medan wo wir eine der grössten Moscheen Indonesiens besuchen und eine sehr interessante Führung erhalten.

DSC04399.JPG

Ab Medan fliegen wir schliesslich in den Süden von Thailand nach Hat Yai, auf diesem Flug treffen wir wieder auf den Basken Joseba, der aber nach einem gemeinsamen Mittagessen gleich weiterzieht nach Phuket. Wir fahren am nächsten Tag nach Koh Lipe, einer wuuunderschönen Insel. Dort verweilen wir gleich ein paar Tage in einem schönen Bungalow (wo wir noch kurzen Schlangenbesuch erhalten, wurde ja auch wiedermal Zeit :-)). Es ist noch keine Saison und somit sehr ruhig, vieles aber auch geschlossen und teilweise eine ziemliche Baustelle am Strand, trotzdem siehts absolut paradiesisch aus.

DSC04417.JPG
Traumstrand auf Koh Lipe

DSC04439.JPG

DSC04421.JPG
Unser gemütliches Bungalow

Nächster Halt: Khao Sok Nationalpark.
Im Park gibts einen riesigen Stausee (mit 162km2 doppelt so gross wie der Chiemsee) aus dem grosse Felsen aus dem Wasser ragen. Wir sind ca. 14 Personen und unternehmen eine Wanderung durch den Dschungel und in eine Höhle wo wir das Wasser schliesslich bis zum Hals stehen haben :-). Für die eine Hälfte der Gruppe gehts dann nach dem Baden vor den Floating Houses wieder zurück, wir bleiben über Nacht und geniessen nach dem Abendessen mit dem Boot noch eine Nachtfahrt auf dem See. Was Tiere angeht haben wir allerdings erst am nächsten Morgen Glück und sehen ganz viele Affen, einer davon schwimmt grad von der einen zur andern Uferseite. Nach einem weiteren Höhlenbesuch und Badestopps gehts wieder zurück in den Ort Khao Sok.

DSC04455.JPG
Wunderschöne Aussicht im Khao Sok Nationalpark

DSC04457.JPG

DSC04463.JPG
Übernachtet wird in diesen einfachen Floating Houses

DSC04524.JPG

DSC04494.JPG

Schliesslich fahren wir mit dem Zug von Surathani nach Bangkok. Eine Nachtfahrt bei der die Zugsitze zu Betten umgebaut werden. Allerdings werden wir um vier Uhr morgens geweckt, der Zug fährt nicht mehr weiter. Ob unser Zug kaputt war oder ein anderer wissen wir nicht, es gibt allerdings nur ein Gleis in je eine Richtung und bleibt ein Zug liegen (Abfahrten gibts abends stündlich), so gehts auch für die Nachkommenden nicht weiter. Wir werden zu einem Bus gebracht, der bringt uns nach einer Stunde fahrt wieder zu einem Zug und weiter gehts in Richtung Bangkok.

DSC04545.JPG
Aus Sitz wird Bett 🙂

DSC04552.JPG

Bangkok, Khao San Road als kurzen Zwischenstopp bevor wir nach Siem Reap in Kambodscha fahren. Schon beim Überqueren der Grenze merkt man, hier liegen Welten dazwischen. Auf der einen Seite das reiche, touristisch fortschrittliche und perfekt organisierte Thailand, auf der andern Seite das von Kriegen gezeichnete Kambodscha. Auf der thailändischen Seite Linksverkehr, auf der kambodschanischen Rechtsverkehr und das der Grund für wildes Treiben an der Grenze an der jede Fracht von einem thailändischen Auto mit Handkarren nach Kambodscha geschoben wird oder umgekehrt. Danach staubige Strassen, fertig 7-Eleven und alles wieder etwas ursprünglicher.
Wir sind eine lustige Truppe im Bus (1x Polen, 1x Indien, 2x Frankreich, 1x Deutschland, 2x Italien) und treffen auch in den kommenden Stationen immer wieder aufeinander oder verabreden uns.

Mit den zwei Italienern besuchen wir frühmorgens den Angkor Wat, quasi den Machu Picchu von Südostasien. Leider wirds mit dem Sonnenaufgang nicht viel da es bewölkt ist. Die ganze Tempelanlage estreckt sich auf einer Fläche von 200km2. Bisher hat man um die 1000 verschiedene Tempel entdeckt. Aufgrund des nicht vorhandenen Geldes und der in und um Kambodscha herrschenden politischen Lage im letzten Jahrhundert, konnten Restaurierungsprojekte bisher nicht wie geplant umgesetzt werden.

DSC04574.JPG
Angkor Wat

DSC04589.JPG

DSC04584.JPG

DSC04627-0.JPG
Bayon Tempel
DSC04683.JPG
Ta Prohm Tempel

DSC04699.JPG

Wir mieten uns ein Fahrrad in Siem Reap und düsen damit zum Tonle Sap See, ein gemütlicher Tagesausflug.

DSC04726.JPG
Frischer Fisch wird getrocknet

Beim Zurückfahren können wir es nicht lassen, in Siem Reap noch beim Kinderspital vorbeizufahren. Das Kantha Bopha Children’s Hospital, gegründet und geführt von Beat Richner den ihr sicher kennt. Wir haben schon während unserer Zeit zuhause oft Dokumentationen über ihn und die Spitäler gesehen und seine Bücher gelesen und finden es eine Topsache was er hier macht: Gratis Krankenversorgung für die Kinder Kambodschas in sechs Spitälern die von 85% aller kambodschanischen Kindern genutzt werden sowie die Beschäftigung und Ausbildung von 2400 Mitarbeitern.
Wir sehen in Siem Reap wie auch in Phnom Penh Mütter mit ihren Kindern im 10-Sekundentakt ein- und ausgehen, vor dem Spital warten unglaublich viele Leute, es ist ein friedliches und faszinierendes Treiben. Hier wird dem Mensch jetzt und heute geholfen, alles andere erscheint da weniger wichtig, auch wenn andere Stimmen nicht dieser Meinung sind. Und sicher ist bei Beatocello (der mit seinem Cello jeden Samstag in Siem Reap und ab und zu auch in der Schweiz Konzerte gibt um zu neuen Spendengeldern zu kommen), dass das gespendete Geld zu 100% dieser einen Organisation zuläuft und alles davon dem Spital zufliesst (nicht wie bei undurchsichtigeren Organisationen). Wer helfen will: www.beat-richner.ch

DSC04737.JPG
Vor dem Kantha Bopha Kinderspital in Siem Reap

In Phnom Penh, der Haupstadt Kambodschas, besuchen wir die Orte, die an die schlimmsten Jahre der kambodschanischen Geschichte erinnern. Zum einen das Gefängnis, resp. die ehemalige Schule, zum andern die Killing Fields, mehrere Massengräber.
In Kambodscha wurden 1975 die roten Khmer an die Macht gewählt, eine Partei die sich stark für die Bauern einsetzte, ja Kambodscha sogar als Land der Bauern sah, Agrarkommunimus als Schlagwort. Eine gute Sache denkt man – und damals auch viele Kambodschaner. Die rote Khmer gewann die Wahl, die Leute gingen auf die Strassen und jubelten, niemand ahnte welches Elend dem Land bevorsteht.
Khieu Samphan wird das neue Staatsoberhaupt, Pol Pot der neue Regierungschef, dieser zeigt sich selten in der Öffentlichkeit, viele Kambodschaner erfahren erst viel später von seiner Identität.
Innert Stunden wird die Stadt Phnom Penh zur Geisterstadt, die Leute werden mit Gewalt aufs Land vertrieben (meist von Kindersoldaten) und dort wie Sklaven behandelt. Wer als intelligent gilt, resp. einen Doktortitel hat, Anwalt oder Lehrer ist, wird ermordet oder ins Gefängnis in Phnom Penh gebracht. Dort werden sie zu Tode gefoltert und anschliessend auf die Killing Fields (von denen es im ganzen Land gab) gebracht. Die Killing Fields bestehen aus hunderten von Massengräbern aus denen immernoch durch den Regen Knochen und Fetzen von Kleidungsstücken an die Oberfläche gebracht werden.
1978 kommen die Vietnamesen und befreien die Kambodschaner vom Terrorregime. Während diesen drei Jahren haben schätzungsweise bis zu 2.2 Millionen Kambodschaner ihr Leben gelassen. Im Gefängnis von Phnom Penh gab es zwischen 15’000 bis 30’000 Häftlinge, NUR sieben von ihnen haben überlebt (einen davon haben wir im Gefängnis getroffen).
Und erst im Jahr 2007 mussten sich die damaligen Staatsoberhäupter und Gefängniswärter vor Gericht verantworten!
Ein schwarzes Kapitel von Kambodscha das erklärt, wieso das Land arm ist, wieso die Leute zurückhaltend sind und wieso es sehr wenig alte Menschen gibt. Für uns aber ein interessantes Kapitel Geschichte von dem wir so detailliert zuvor noch nicht gehört haben, obwohl seither nur wenig Zeit vergangen ist.
Da der Besuch der beiden Orte nichts Schönes an sich hat und nichts für schwache Nerven ist, beschränken wir uns auf ein Foto.

DSC04756.JPG
Die ehemalige Schule die zum Gefängnis wurde und heute als Museum dient

Wir machen einen kurzen Abstecher ans Meer von Kambodscha im Ort Shianoukville. Der Ort ist extrem touristisch, um aber kurz zu baden und den Strand zu gniessen ein guter Ort bevor wir wieder zurück nach Bangkok fahren.

DSC04858.JPG
Auf und davon: leider war vom Schweizer-Auswanderer-Paar niemand da, einen Kaffee aus einer „Kafimaschine“ haben wir uns trotzdem gegönnt im Swissgarden :-).

Wir ziehen in Bangkok schon bald weiter nach Kanchanaburi, einer Stadt ca. 2 Stunden nördlich von Bangkok. Etienne kennt von seinem vorherigen Besuch hier eine gute Unterkunft und wir verbringen ein paar ruhige Tage. Mit dem Motorrad besuchen wir verschiedene Tempel und die Erawan-Wasserfälle die uns begeistern. Das Wasser ist so klar und hellblau und die Wasserfälle erstrecken sich über sieben Stufen so dass wir den ganzen Tag mit Baden und spazieren beschäftigt sind. Absolut cool sind die Fische im Wasser die einem die tote Haut vom Körper picken, allerdings sind diese hier einiges grösser als wenn man dafür im Spa bezahlt. Die mittelgrossen sind aber okay :-).

DSC04967.JPG
Morning-House
DSC04885.JPG
Schöne und grosse Tempelanlage in der Nähe von Kanchanaburi

DSC04874.JPG

DSC04890.JPG
Durch häufige Berührung beginnt dieser riesen Gong zu vibrieren, dass es jeder Körper der in der Nähe steht bis ins Innerste spürt.
DSC04902.JPG
Erawan-Wasserfälle

DSC04934.JPG

DSC04913.JPG
Teilweise hatten wir bis zu 50 Stück dieser 10cm grossen Fische an unseren Füssen hängen 🙂

DSC04962.JPG

In Kanchanaburi, das auch als Ausflugsort der Thais genutzt wird, isst man hervorragend. Zweimal besuchen wir das Thai-BBQ mit einem hervorragenden Buffet, es gibt für jeden was! Von rohem Fisch und Fleisch aller möglichen Tiere zum selber grillen (ähnlich wie bei Fondue Chinoise) über Gemüse, Salat, fritiertem Gemüse, Pommes, Reis über gegrillten Fisch oder Satay-Spiesschen… das Ess-Paradies! 🙂

DSC04972.JPG
Die Brücke am Kwai
DSC04978.JPG
Thai-BBQ mit super Buffet!

Morgen gehts zurück nach Bangkok. Bei euch kommt der Winter und bei uns nämlich auch: Auf gehts nach Nepal! 🙂

Hasta pronto amigos!
Etienne und Andrea