Ueber den Aequator

Wir kommen an in Cali. Hier findet in der gesamten Altjahrswoche die Salsa Feria statt an die wir unbedingt wollen. Am 23.12. checken wir im Casa Cafe ein, einem meist ruhigen Kaffee das im oberen Stock aber noch vier Zimmer vermietet und wo sich das Leben eher wie in einer WG anfühlt als wie in einem Hostel, auch dank der netten Besitzerin. An Weihnachten essen wir alle gemeinsam im Kaffee und feiern mit Leuten aus aller Welt.

Am nächsten Tag gehts los mit der Salsamesse und zum Start gibts einen grossen Umzug der mehrere Stunden dauert!

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Unglaublich viele Leute und gegen Abend eine riesen Schaumparty auf der Strasse

So gehts dann jeden Tag weiter mit Konzerten, Salsaparaden, Mottotagen (z.B. Dia del Pacifico mit Musik und Essen aus der Pazifikregion) oder Clubabenden.

Wenn wir grad nicht am Fest sind, besuchen wir den schönen und bekannten Zoo oder schlendern durch die gemütliche Stadt.

Kurz vor Neujahr gehts weiter nach Pasto, wo wir nach all diesen Partyabenden einen ruhigen Silvesterabend verbringen, bevor wir uns auf zur Grenze nach Ecuador machen.

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Wartend am Busbahnhof

Was uns gleich an und nach der Grenze als erstes auffällt, ist, dass es ruhig ist. Nach fast einem Jahr Zentral- und Südamerika, in Ländern, in denen immer und überall laute Musik läuft, die Leute laut quatschen und es noch nachts nirgends still ist, wirkt Ecuador auf uns sehr ruhig (allerdings immernoch etwas lauter als der Alltag in der Schweiz :-)).

Wir fahren nach Otavalo von wo aus wir Tagesausflüge zu einem Wasserfall und einer Lagune machen und Samstags besuchen wir hier den grossen Markt mit allen möglichen Artesanias. Vorallem die indigenen Leute hier sind wieder ganz neu für uns. Sie tragen traditionelle Kleidung die wir bisher so noch nirgends gesehen haben und vorallem hier in Otavalo tragen Männer wie Frauen lange schwarze Haare die sie oft zu einem Zopf geflochten haben.

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Laguna Cuicocha bei Cotacachi

Schliesslich gehts weiter nach Quito, auch hier können wir uns ein paar Tage verweilen mit Ausflügen zur Mitad del Mundo (Mittelpunkt der Erde, resp. Äquator), einer Fahrt mit der Teleferico (Sesselbahn auf den Hausberg), der Erkundung der Stadt und – oh Wunder! – wir schaffens sogar endlich, Salsaunterricht zu nehmen und lernen die Basisschritte :-).

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La Mitad del Mundo!

Latacunga heisst unsere nächste Station. Von hier aus machen wir einen Dreitagesausflug in die Bergregion. Mit dem Bus fahren wir nach Zumbahua von wo aus wir nach Quilotoa zu Fuss gehen. Unterwegs sehen wir wunderschöne Berglandschaft mit Schafen und Alpakas. Allerdings kommen uns die zwei Stunden schon ziemlich ermüdend vor da wir uns hier auf fast 4000m über Meer befinden und diese das Wandern – und vorallem das Hügel hoch gehen – extrem anstrengend machen. In Quilotoa angekommen, finden wir ein supergemütliches Zimmer mit einem Ofen, damit wir abends gemütlich anfeuern können (Heizungen gibts hier natürlich nicht).

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Auf dem Weg von Zumbahua nach Quilotoa
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Und schliesslich den schönen Blick auf die Lagune in Quilotoa
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Anstrengender Wanderweg um die Lagune

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Am darauffolgenden Tag startet Etienne sein Höhentraining für den bevorstehenden Aufstieg auf den Cotopaxi, den höchsten aktiven Vulkan der Welt. Er umrundet die Quilotoalagune in nur 3 Stunden, normalerweise braucht man gut 4-5 Stunden für den Rundgang. Andrea begleitet ihn dann noch zum Wasser der Lagune und wieder hoch, alleine das sind schon ca. 350 Höhenmeter. Alleine der Aufstieg ist zwar nicht schwierig und es gibt einen schönen Weg, nur schlägt das Herz halt ziemlich schnell in rasendem Tempo auf dieser Höhe und es braucht einige Pausen, bis man wieder oben ist.

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Und abends wird angefeuert weils mega kalt ist

Schliesslich fahren wir wieder nach Latacunga, von hier aus unternimmt Etienne nochmals eine Wanderung in die Höhe und am darauffolgenden Tag gehts auf den Markt in Saquisili.

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Grosseinkauf eines Bauern
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Und ab ins Auto!
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Etienne ist ebenfalls am verhandeln…
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…weil sie so süss sind!
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Und die Sau kommt in den Sack 🙂
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Diese hier sind keine Haustiere sondern…
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…leckeres Essen. Und wem dies nicht schmeckt…
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…der kann sich hier eine Portion holen.
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Und schliesslich gehts mit dem Neukauf nach Hause, da muss das Kind heute vom Vater getragen werden ;-).

Und schliesslich ist er da, der grosse Tag. Gmeinsam mit dem Paar Robert (Kanada) und Joanne (Australien) wird Etienne die Cotopaxibesteigung in Angriff nehmen. Gegen Mittag werden alle mit der nötigen Ausrüstung versorgt wie Mütze, Jacke, Handschuhe, Steigeisen und Schuhe, Eispickel etc. Dann gehts los zum Parkplatz des Cotopaxis von wo aus sie zu Fuss bis zum Refugio (Schutzhütte) auf 4800m über Meer gehen. Im Refugio wird schliesslich übernachtet mit ca. 20 anderen Teilnehmern anderer Touren, die meisten aber erfahrene Berggänger aus Europa oder Russland. Schlafen kann wegen der Höhe und vor lauter Aufregung natürlich fast niemand. Um Mitternacht werden die drei von ihren zwei Führern geweckt und nach einem kleinen Frühstück gehts los. Ausrüstung montieren und auf zum Berggipfel! Allerdings wandert man auf dieser Höhe immer nur mit ganz kleinen Schritten und sehr langsam.

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Der Weg hoch zum Refugio
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Und hier hinauf solls gehen!

Nach fünf Stunden erreicht Etienne an der Front den Gipfel, resp. den Krater, sogar noch vor dem Sonnenaufgang – 5897m über Meer. Auch seine beiden Tourkollegen schaffen den Aufstieg (die Quote der Leute die den Aufstieg wirklich schaffen, liege bei 60%, sagt man). Niemand von ihnen fühlt sich schlecht oder hat elende Kopfschmerzen die die Höhenkrankheit normalerweise mit sich bringen, alle sind einfach nur erschöpft. Aufgrund eisiger Kälte ist es nicht möglich dort oben über längere Zeit zu verweilen, geschweige denn gross mit der Kamera rumzuknipsen und so machen sie sich schon bald auf zum Abstieg, der ebenfalls nochmals 2.5 Stunden dauert. Das Trinkwasser ist schon lange eingefroren und der Körper ist total müde und erschöpft, trotzdem braucht es nochmals höchste Konzentration. Nun sieht man bei Tageslicht auch all die tiefen Gletscherspalten, neben denen der Führer die Bergsteiger bei Dunkelheit durchgeführt hat.

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Ole! Geschafft!

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Erschöpft und müde aber glücklich, begeistert und mit wundervollen Bildern – diesmal eher im Kopf als in der Kamera – kommt Ueli… äh, Eti schliesslich von der Tour zurück. Ein Hammererlebnis, es wird wohl nicht sein letzter Berg sein! 🙂

Wir machen uns auf den Weg nach Riobamba. Dort in der Nähe gibts einen zweiten Vulkan, der Chimborazo, der 6300m hoch ist und aufgrund des naheliegenden Äquators als der höchste Berg der Welt gilt, gemessen vom Erdmittelpunkt aus. Dort wählen wir dann die Easyvariante und melden uns gemeinsam mit Daniela, einer Schweizerin aus demselben Hotel für eine Tour an. Mit dem Auto und Fahrrädern auf dem Dach, fahren wir bis zum Parkplatz des Chimborazo auf ca. 4800m über Meer. Von hier aus marschieren wir gemächlich bis zum Refugio auf 5000m. Leider kommt und geht der Nebel hier so schnell, dass wir nie einen ganzen Blick auf den Vulkan erhaschen (wir sehen ihn später während einer Busfahrt noch wolkenfrei, wow!). Wir gehen wieder zurück zum Parkplatz wo es einen warmen Tee gibt und unsere Fahrräder bereit gemacht werden. Dann gehts los und wir lassen es, zuerst auf Naturstrasse bis zum Nationalparkeingang, dann auf asphaltierter Strasse (die hier in Ecuador sind wie in der Schweiz) die nächsten 37km nur noch sausen! Es geht praktisch nur runter und wir rasen wie Blitze zwischen der Bergwelt und den Alpakas hindurch, cool! Im ersten grösseren Ort gibts dann ein feines Mittagessen bevors zurück nach Riobamba geht.

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Weiter gehts nach Salinas, einem kleinen Ort in den Bergen das wunderschön gelegen ist. Salinas ist bekannt für seine eigens hergestellten Produkte wie Schokolade, Käse, Salami, Fleischkäse, Chorizo, Soya, ätherische Öle und weiteres. Natürlich versuchen wir das Meiste davon, unglaublich, dass es doch im hintersten Winkel Ecuadors Schololade und Käse gibt, die mindestens genausogut wie in der Schweiz schmecken. Wir kaufen uns ein leckeres Abendessen :-).

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Unser leckeres Abendessen

Nun führt uns unser Weg an die Pazifikküste nach Bahia de Caraquez. Hier wohnt Etiennes Cousine Michaela, die wir besuchen wollen. Dank der Information, in welchem Hostal Michaela arbeitet, klappts und wir treffen sie genau dort an! Sie zeigt uns ihr Zuhause, eine Eco-Lodge, auf einem Hügel über Bahia! Wunderschön, ruhig und mit viel Natur!

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Cerro Seco, das Zuhause von Etiennes Cousine Michaela
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Von hier oben hat man einen super Blick auf die Bahia.

Mit Marcelo, der mit ihr die Lodge aufbaut und führt, machen wir ausserdem eine interessante Stadtführung und erfahren etwas mehr über den kleinen Ort Bahia, der früher grösster Schiffanlegepunkt war für Import und Export in Ecuador oder sogar für ganz Südamerika an der Pazifikküste. Nach einigen Stunden Baden und einem feinen Mittagessen bei Michaela, sind unsere Tage in Bahia um und es zieht uns weiter in die Berge nach Cuenca.

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Cuenca ist eine sehr schöne Stadt in der wir uns ein paar Tage verweilen. Wir besuchen verschiedene Museen wie z.B. das Panamahut-Museum, dieser stammt nämlich nicht aus Panama sondern aus Ecuador und wird noch heute direkt im Museum von Hand hergestellt.

Das kleine Aussteiger- und Hippiedorf Vilcabamba wird schliesslich zu unser letzten Station in Ecuador. Und es ist sooooo gemütlich hier, dass wir auch gleich einige Tage bleiben. Wir geniessen, gehen spazieren oder baden im Fluss. Gemeinsam mit Marcella, einer Schweizerin die schon viele Jahre in Kanada wohnt, und Cesar, einem Ecuadorianer, machen wir uns ausserdem auf zum höchsten Berg hier. Er erinnert uns mit seiner Form an die venezoelanischen Tepuis.

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Das Hippiedorf Vilcabamba
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Aufstieg am frühen morgen zum Berg Mandango
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Belohnt werden wir von diesem sagenhaften Ausblick!
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Zurückgelegte Strecke in Ecuador

Morgen gehts weiter südwärts nach Peru!

Saludos desde Ecuador
Etienne y Andrea