Colombia con amigos!

Medellin, eine kolumbianische Stadt, bekannt für ihr Nachtleben, aber am wildesten, wenn Wochenende ist und zusätzlich noch ein Fussballspiel der Nationalmannschaft stattfindet. Dass heute gespielt wird, erkennen wir schon früh morgens da nämlich ziemlich alle – Frauen, Männer inklusive Hunde (!) – mit dem gelben Fussballtrikot unterwegs sind. Gibts grad keinen aussergewöhnlichen Event, besuchen wir das Museum de Antioquia mit Boteros Bildern, fahren mit dem Metrocable über das Armenviertel hoch in die Bergnatur, besuchen den Stein El Peñol oder lassen uns im Strassenleben mittreiben.

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Medellin
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Medellin an einem Wochenende
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Pablo Escobar, ein Werk von Botero
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El Peñol, 750 Treppenstufen sind hier zu bezwingen…
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…danach gibts diese tolle Aussicht!

Schliesslich fahren wir über Manizales nach Salento in die Berge. Wir haben eine gemütliche Unterkunft mit einem grossen Garten und bleiben auch gleich für ein paar Tage. Schon am ersten Abend finden wir uns mit einem peruanischen Paar aus dem Hostel in einer urchigen Kneipe beim Salsa tanzen, die weiteren Abende verbringen wir mit einem lustigen Australier, der mit seinem Motorrad unterwegs ist, beim Wein oder Rum trinken und Billard spielen. Tagsüber erkundigen wir das schöne Dorf, machen eine Kaffeetour oder wandern im Valle de Cocora, das für seine (bis 60m hohen!) Wachspalmen bekannt ist. In den Bergen des Valle stoppen wir bei einer Hütte bei der es von Kolibris nur so wimmelt.

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Das gemütliche Bergdörfchen…
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…Salento.
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Valle de Cocora

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Auf Kaffeetour mit Elias

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Kolibris

Wieder zurück über Manizales und Medellin nehmen wir den Nachtbus nach Cartagena. Auf der Karte sehen die Abstände von Stadt zu Stadt immer sooo klein aus, in Wirklichkeit sassen wir allein schon für diese „kurze“ Fahrt 13 Stunden im Nachtbus – das haben wir zuletzt und bisher nur in Mexiko so krass erlebt. Cartagena! Endlich können wir unseren Besuch hier in Empfang nehmen. Tom und Andrea beglücken uns – natürlich nebst ihrer Anwesenheit 😉 – auch gleich mit einem Päcken von Märu, das uns seeehr glücklich macht: neuer Lesestoff, Cervelats, Thomy Senf, Käse etc. Vielen lieben Dank für die feinen und nützlichen Dinge!!! 🙂

Gemeinsam erkundigen wir nun die wunderschöne Stadt Cartagena (sie ist wirklich traumhaft!) und fahren von dort aus mit einheimischen Bussen zu einem Schlammvulkan. Schon die Fahrt mit Musik im Bus und all den Verkäufern die immer wieder zusteigen, ist für die Neuankömmlinge – aber auch für uns immer wieder – ein Highlight :-).

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Cartagena!
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Alle Häuser im Zentrum sind wunderschön restauriert und gestaltet worden!
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Auf gehts mit dem Chickenbus zum…
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…Schlammvulkan!
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Drei sind drin, eins macht Fotos 🙂

Nachdem (fast) alle Schlammspuren abgewaschen sind, fahren wir nach Taganga, einem kleinen Dorf in einer Meeresbucht. Wir geniessen das Baden und den feinen Ceviche der direkt vor uns frisch zubereitet wird, mjam!

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Entspannen in Taganga und…
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…frische Ceviche essen.

Auch hier haben wir eine gemütliche Unterkunft und kehren während den folgenden Ausflügen auch immer wieder hierhin zurück. Zu viert machen wir den 5-Tages-Trek zur Ciudad Perdida. Mit 11 weiteren Teilnehmern aus aller Welt fahren wir morgens mit dem Auto nach Mamey (Machete Pelao), dem letzten Ort vor dem Bergdschungel. Von hier aus gehts nur noch zu Fuss weiter und gestärkt durch das Mittagessen marschieren wir schliesslich los. Der erste Marsch ist nicht besonders lang, dafür aber umso steiler. Mit der Dunkelheit treffen wir im Camp ein wo wir in Hängematten übernachten.

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Uff, wieder ein Aufstieg geschafft!
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Küchenteam und Guides am Vorbereiten unseres Frühstücks

Und auch am nächsten Tag wird wieder kräftig marschiert was bei dieser Hitze noch ein bisschen anstrengender wird. Aber mit jedem Tag kommen wir der Ciudad Perdida etwas näher und die Teilstücke die wir gehen sind gut bezwingbar. Die meiste Zeit gehen wir in der Nähe des Rio Buritaca den wir auch täglich ein paarmal durchqueren müssen, der uns bei diesen Temperaturen immer wieder Abkühlung verschafft.

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Übrigens treffen wir während der ganzen Wanderungen auch immer wieder auf einheimische Kogi-Indianer, die in einfachen Hütten in den Bergen wohnen. Die meisten von ihnen sind immer nur barfuss unterwegs (und das bei diesen extrem rutschigen oder steinigen Wegen oft in schnellerem Tempo als wir!) einzig bei Männern hat die zivilisierte Touristenwelt, die täglich hier hinkommt, Spuren hinterlassen und viele von ihnen tragen mittlerweile Gummistiefel.

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Am Abend des dritten Tages, also kurz bevor wir unser Ziel erreichen werden und zu den Ruinen gehen, erzählt uns unser Guide Pedro ein bisschen über die Kultur der indigenen Menschen die hier leben. Gespannt hören wir zu wie er berichtet, dass Männer und Frauen immer getrennte Hütten haben. Auch in jedem Ort andem wir vorbeikommen gibts jeweils eine Hütte für die Männer und eine für die Frauen (zur Fortpflanzung muss man rausgehen da die Hütten vom anderen Geschlecht nicht betreten werden dürfen). In den Hütten wird auf dem Boden geschlafen. Die indigenen mit ihrem schwarzen langen Haar erinnern mit ihren weissen, schmutzigen Kleidern ein bisschen an Ronja Räubertochter :-). Da männlich oder weilblich kaum von einander zu unterscheiden sind weil alle gleich aussehen (auch für die Kogis selbst), tragen alle Mädchen und Frauen eine Kette, die Jungs und Männer eine Tasche. Ihre Haare schneiden sie ihr ganzes Leben lang nie, sie brechen aber oft wegen zuwenig oder unausgeglichener Nahrung ab und werden nie bodenlang wie das sonst passieren würde. Mit dem 18. Geburtstag erhält jeder Junge ein Poporo, einen ausgehölten Kürbis in dem Puder aus Meeresmuscheln aufbewahrt wird. Gemeinsam mit dem Puder isst er Kokablätter (die er in seiner Tasche mit sich führt). Dafür gibt es kulturelle Hintergründe, es soll dem Kogi aber auch bei wenig oder gar keiner Nahrung das Hungergefühl nehmen. Tragisch, dass in fast jeder Familie schon mindestens jemand an Unterernährung gestorben ist.

Am vierten Tag frühmorgens wollen wir sie dann endlich selbst sehen, die Ciudad Perdida! Nach einer letzten Flussdurchquerung stehen wir schliesslich vor den über tausend Treppenstufen die zur Ciudad führen. Die Ciudad Perdida wurde früher von den Höchstrangigen der Indianer bewohnt, heute ist sie unbewohnt und dient den Kogis für ihre Zeremonien.

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Eine von vielen Flussdurchquerungen

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Ciudad Perdida!

Mit dem Wetter treffen wir es wieder perfekt und können die imposante Stätte bei Sonnenschein bewundern (und mit leckerem Lollipop im Mund weil unsere Guides die ganze Zeit irgendwelche Snacks und Süssigkeiten für uns dabei haben :-)). Obwohls aber schnell extrem heiss wird, meiden wir den Schatten so gut es geht, es wimmelt nämlich nur von Mücken! Sowas haben wir glaub alle noch nie erlebt und jeglicher Mückenspray (und da sind viele verschiedene Marken dabei) nützen einen Sch*** :-)! So sehen dann unsere Beine auch aus – sogar Etienne ist zum ersten Mal seit vielen Jahren verstochen ;-)!

Wir gehen über die verschiedenen Terrassen und erfahren nochmals etwas zur Stätte und der Indianerkultur: Über 250 Dörfer sollen rund um die verlorene Stadt im Bergdschungel bewohnt sein. Die Stadt wurde vom Stamme der Tyronas erbaut, ist aber nur teilweise freigelegt (mehr erlauben die Kogis nicht da der Dschungel ihr Wohnraum ist) und liegt zwischen 900 und 1200 m.ü.M. Die Stadt soll 1975 von Goldgräbern entdeckt und zerstört worden sein. Allerdings soll sie bereits zwischen 1550 und 1600 n.Chr. von den Tyronas verlassen worden sein als die Spanier in Kolumbien eintrafen.

Schliesslich machen wir uns dann an den glitschigen Abstieg über die Steine und kriegen im Camp ein feines Mittagessen bevor wir uns auf die Rückkehr machen. Nochmals gibts eine letzte Übernachtung unterwegs, bevor wir uns am Tag 5 auf die längste Marschstrecke begeben und pünktlich zum Mittagessen wieder in Mamey eintrefen. Ja richtig, wir waren ständig nur am Essen 🙂 – jedenfalls kam es der ganzen Gruppe so vor als ob wir alle liegengelassenen Kalorien mit diesen köstlichen Mahlzeiten (mit Nachschlag und Dessert!) gleich wieder mitgenommen haben :-).

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Allgemein sind wir uns zum Schluss einig, die Tour ist super! Die Landschaft, die Kultur der Kokis und die Ciudad Perdida sind eindrücklich, die Organisation der Tour und die Camps perfekt, unsere beiden Guides sehr freundlich und unermüdlich und das Essen spitzenmässig! Erschöpft aber zufrieden kehren wir nach Taganga zurück… aber nicht für lange!

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Coco Loco!
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Auch der Eisverkäufer gönnt sich eine Abkühlung – sind ja eh alle Kunden im Wasser 🙂

Schon kurze Zeit später packen wir unsere kleinen Rucksäcke erneut und besuchen den Parque Tayrona, einen wunderschönen Nationalpark direkt am Karibikmeer. Zu Fuss wandern wir ca. eine Stunde durch Dschungel und am Strand vorbei zu einer geeigneten Unterkunft in Meeresnähe. Schon auf dem Hinweg gibts aber einen Stop in der Bäckerei des Grossvaters von Johan Vonlanthen (Ex-Schweizerfussballnatispieler, jetzt bei GC), der für seine Schokoladenbrötchen bekannt ist! Also die „Bäckerei“ ist eher ein Öfeli mit einem Blech verschiedener Gebäcke vor seinem Wohnhaus und die Brötchen schmecken sehr lecker!

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Parque Tyrona

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Bäckerei von Vonlanthens Grossvater

Bald fahren wir nach Taganga zurück und geniessen den letzten gemeinsamen Abend zu viert! Schnell gingen sie vorbei diese 3 Wochen! Am Folgetag heisst es dann Abschied nehmen (der am Busbahnhof dann leider ziemlich hektisch ausfällt mit all diesen Busleuten um uns herum :-)) und Tom und Andrea fahren zurück nach Cartagena während unsere Reise weiter nach Osten geht. Super wars mit euch Freunde, schön dass ihr hier wart! 🙂

Unsere Reise führt nach Riohacha das direkt am Meer liegt. Allerdings sind unser (oder Andrea’s) Highlight die Taschen, die von den Wayuu-Frauen selbstgehäkelt werden und in allen Formen und Farben verkauft werden, den gaaaaaaaanzen Malecon entlang :-)!

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Von Riohacha aus wollen wir nach Cabo de la Vela, einem Ort im äusseren Kolumbienzipfel direkt am Meer das aus Wüste besteht. Irgendwie ist aber alles auf Touren ausgelegt und wir brauchen eine Weile, bis wir – in der Nebensaison – jemanden finden, der uns, nachdem er zuerst alle Einheimischen in ihren Dörfern und Häusern abgeliefert hat, zum Cabo bringt – wobei es dorthin gar keine richtige Strasse gibt. Man sieht die Reifenspuren des letzten Autos zwar noch, sobalds aber wieder regnet gibts nur Wüste und Bäume und der Fahrer muss selbst wissen wo man abbiegen muss :-).

Anscheinend soll hier grenzfreie Zone sein zwischen Kolumbien und Venezuela. Weil das Benzin in Venezuela sooo günstig ist, kann man fast bei jedem Haus auf der Halbinsel Petflaschen davon kaufen.

Beim Cabo kriegen wir eine Palapa direkt am Meer in der wir unsere Hängematten aufhängen. Unglücklicherweise müssen wir sie mitten in der Nacht schon wieder abhängen und in den Innenhof des Restaurants umziehen, da unser Holzstückchendach dem Gewitterregen nicht stand hält :-).

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Das ruhige Cabo de la Vela

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Einen weiteren Tag geniessen wir das Hängemattenleben bis wir um vier Uhr morgens mit dem einzigen Collectivo des Tages wieder zurück in die Zivilisation fahren. Der Fahrer holt uns und Leute die in der nächsten Stadt arbeiten ab und wir fahren durch die dunkle Wüstenlandschaft. Irgendwann macht er die Scheinwerfer des 4-Wheel-Pickups aus. Den Weg beleuchtet er nun mit seiner Taschenlampe aus dem Autofenster raus, mit dem rechten Arm wird durch den schmierigen Weg gesteuert. Und unser Fahrer fährt wie ein Profi! Während es nämlich hell wird, begegnen wir vielen Autos, Camionettas und Lastwagen, die wegen des Unwetters der vorletzten Nacht in diesem Dreck-Schlamm stecken bleiben. Einzig unser Fahrer schafft es irgendwie aus dieser Pampe heraus – auch wenn wir oft nur am Schleudern sind – und weiterzufahren!

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Viiieeeel Schlamm uns zwei Schafe die das wohl nicht mehr mitkriegen 🙂

Unterwegs stehen kilometerweit Leute am Strassenrand die auf ihre Collectivos warten die noch irgendwo feststecken und so wird unser Collectivo bis auf den letzten Zentimeter gefüllt (und auf dem Dach gibts davon ja auch reichlich :-)). Nach 4 Stunden kommen wir nach dieser abenteurlichen Fahrt in Riohacha an.

Hier noch eine Übersicht der zurückgelegten Strecke:

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Liebe Grüsse

Andrea und Etienne

6 thoughts on “Colombia con amigos!

  1. Soooo schön und bei uns so versch……………. eben nicht verschneit! Weiterhin alles Gute, wir warten schon auf den nächsten Bericht.

  2. Hallo liebe Andrea
    Es ist schön eure Berichte zu lesen. Frohe Fetstage weit weit weg.
    Gruss käthi

  3. Hoi Käthi
    Schön dass du mitliest! Nachträglich alles gute fürs 2014!
    Liebe Grüsse Andrea

  4. Eure Fotos sind atemberaubend!!!Vor allem das einheimische Dorf mit ihren Kindern…;)
    Ich denke viel an euch.. und wünsche noch eine tolle Zeit!!
    Viele liebe Grüsse aus dem Klassenzimmer (Kinderlis sind am Malen, deshalb kann ich mir gerade die wunderschönen Bilder und Berichte ansehen ;))
    Michelle

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