Verrücktes Indien!

Nepal besitzt nicht nur hohe Berge sondern auch einen Dschungel im Süden, für uns allerdings eher Pampa (trockenes Sumpfgebiet oder in der Trockenzeit Felder wie sie wohl ungefähr in Afrika aussehen). Bekannt ist der Chitwan Nationalpark hauptsächlich wegen seiner vielen Nashörner (ca. 500 soll es geben), wenigen wilden Elefanten und den etwa 130 Tigern. Das ist auf einer Fläche von 932km2 ziemlich viel wenn wir uns das vorstellen.

Wir nehmen wieder eine Nepalibusfahrt (viel Zeit für sehr wenig Strecke :-)) auf uns und fahren in den Süden. Dort quartieren wir uns im Resort eines Westschweizers ein und sammeln zuerst Informationen. Eigentlich wollen wir auf dem Rücken eines Elefanten in den Dschungel um die Nashörner zu sehen, allerdings ist der Preis extrem hoch für eine Stunde Elefantenreiten und es wird uns vorallem von den privaten Anbietern aber auch vom staatlichen Angebot aufgrund des Tierschutzes abgeraten. Wir brauchen noch etwas Bedenkzeit für die weiteren Pläne und besuchen zuerst das Elefantenbaden am Fluss. Hmm… eigentlich eine lustige Sache. Allerdings werden hier im Minutentakt Touristen auf Elefantenrücken gesetzt die dann nassgespritzt werden. Das Ganze ist eher eine Schnellabfertigung und für den Elefanten, der das täglich macht, wohl nicht mehr ganz so spassig. Auch die Elefantenaufzuchtstation die wir am Nachmittag besuchen ist für uns zwar mega cool weil es superviele Elefanten mit ihren Jungen gibt, trotzdem steckt hinter der Idee Elefanten im Schnelltempo zu züchten aber eigentlich das grosse Geschäft. Manche Nepalis kaufen sich in Indien günstig einen Elefanten (den gabs vor nicht allzulanger Zeit mal für 50’000 Rupies, entspricht 500 Franken – heute aber, aufgrund der grossen Nachfrage, bereits für ca. 1 Million Rupies, 10’000 Franken), um dann eigene Elefantentouren anzubieten. Mit denen lässt sich hier das grosse Geschäft machen.

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Früh morgens beim Elefanten baden

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In der Aufzuchtstation gibts ein erst zwei Monate junges Elefantenbaby das noch ziemlich tolpatschig unterwegs ist

Wir mieten uns am Folgetag Fahrräder und fahren durch die schöne Gegend und durch kleine Dörfer zum Ort 20’000 Lakes. Hier gibts zwar noch keine Nashörner zu sehen aber schon mal das ein oder andere Krokodil.

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Die Chitwan-Gegend ist wunderschön
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Mit dem Fahrrad fahren wir durch kleine nepalische Dörfchen

Schliesslich entscheiden wir uns für eine ganztags Walkingtour in der Pampa, um auf Nashornsuche zu gehen. Früh morgens und nach einem Masalatee gehts los zum Flussufer das der Eingang zum Nationalpark ist. Auf den Knien kauernd überqueren wir in einem Einbaumboot nebst Süsswasserkrokodilen den Fluss. Der Organisation nach könnte man meinen die Nepalis hätten den Nationalpark gerade erst frisch eröffnet und nichts deutet darauf hin, dass hier in der Hochsaison hunderte von Leuten den Park besuchen :-).

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Eine neblige und wackelige Überfahrt in den Nationalpark 🙂

Bevor wir am andern Ufer den Wald betreten, kriegen wir von unseren zwei Guides (in jeder Gruppe muss ein Guide hinten und einer vorne mitgehen, deshalb gibts für zwei Leute zwei Guides) eine kurze Info für den Fall der Ernstfälle: Die Elefanten sind wild und meist gefährlich -> wegrennen so schnell wie möglich, weibliche Nashörner sind meist aggressiver als männliche -> wegrennen aber im Slalom und eine Jacke oder einen Rucksack abwerden, Tiger -> sind superheilig hier und greifen so gut wie nie an oder nur wenn sie verletzt sind und nicht mehr selber Beute jagen können, Affen -> machen nichts (ausser sie schmeissen mit Ästen nach uns oder pissen neben uns vom Stamm runter wie beim Langtangtrek :-)), Wildschweine -> machen nichts, riesige Pytons -> sieht man eh selten. Na dann kann ja nichts mehr schief gehn! Los gehts!

Es ist sehr neblig und wir wandern auf leisen Sohlen durch den anfänglichen Dschungel. Man muss erwähnen, dass im Chitwan sehr sehr selten ein Unglück geschieht und andere Reisende meistens nur ein oder zwei Nashörner gesehen haben. Doch haben wir auch schon Leute getroffen die einen oder mehrere Tiger gesehen haben. Die Möglichkeit ist also durchaus da und sogar recht hoch. Und es wird einem doch etwas mulmig, wenn man zu Fuss unterwegs ist und nicht nur mit EINEM Jaguar oder EINEM Puma rechnen muss sondern mit diversen möglicherweise aggressiven Tieren. Müsste man zurück rennen, wäre da dann noch der Fluss mit den Krokodilen zu überwinden und da eh alles heilig ist haben unsere buddhistischen Guides auch nur einen Stock und weder eine Machete noch ein Messer dabei. Das sind also die Gegebenheiten :-).
Im Nebel tapsen wir also leise durch den Wald, haben allerdings keinen Erfolg und kommen irgendwann auf die Felder hinaus. Und dort, noch bevor die Sonne hervortritt, dann das Unglaubliche! Keine 10 Meter vor uns ein männliches Nashorn am Fressen auf einem Fussweg! Das hätten wir natürlich nicht erwartet und unsere Guides meinen solche Momente seien echte Seltenheiten. Wir kucken ihm vielleicht eine Minute zu, bevor es dann auf dem Fussweg wegtrottet und irgendwann den Hang hinunter im hohen Gras verschwindet. Genial! Dass wir nebst ein paar Wildschweinen dann noch weitere fünf Nashörner sehen ist ebenfalls spitze, topt dieses erste Erlebnis aber natürlich nicht mehr. Trotzdem sind insgesamt sechs Nahörner fantastisch, manche Touren die wir treffen sehen kein einziges Tier. Wir verdanken den Erfolg unseren beiden Guides die absolute Genies und selbst die totalen Tierfans sind und die Tiere manchmal schon aus weiter Distanz hören können. Für uns die absolut perfekte Tagestour!

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Unglaublich nah steht dieses Nashorn!
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Und trottet irgendwann davon ins hohe Gras.
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Arbeiter sind auf den Feldern am Gras schneiden

Wieder in Kathmandu beantragen wir das Visa für Indien und verbringen deshalb einige Tage mit Warten. Aber langweilig wird uns nicht, wir gönnen uns ein feines Stück Fleisch im Everest Steakhouse (auf Empfehlung eines 70 Jahre alten Schweizerpaars aus Genf), feiern Andrea’s Geburtstag bei einer feinen Pizza, besuchen verschiedene Tempel und Pashupatinath (einer der heiligsten Plätze Shivas) den Ort an einem Nebenfluss des Ganges, an welchem die Leichen der Hindus verbrannt aber auch Zeremonien abgehalten werden.

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Durbar Square in Patan
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Pashupatinath bei den Leichenverbrennungen
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Sadhus
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Frauen stehen Schlange (oder ihre Kanister) um an den öffentlichen Quellen Wasser zu holen
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🙂

Endlich haben wir das langersehnte Indienvisa! Am nächsten morgen machen wir uns gleich auf an die Grenze mit dem Bus. Und was uns dann erwartet…! 🙂
Nach neun Stunden erreichen wir die Grenze und finden einen Nachtbus der uns weiter bringt. Jetzt wissen wir, noch der schlechteste Bus der Reise, ist komfortabel verglichen mit diesem Nachtbus. Stellt euch die Holzbänke eines alten Trams vor und davon immer drei Sitze nebeneinander – für 10 Stunden. Aber wir schlafen ja mittlerweile überall :-). Früh am morgen erreichen wir unser Ziel: Varanasi. Unser Vorteil: es gibt nur wenige Schlepper um diese Zeit. Wir finden ein Hotel, ruhen uns kurz aus und wollen dann natürlich die Ghats sehen!

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Die Ghats
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Die Kuh hat einen Reissack gefunden, geöffnet und angefangen zu fressen

Varanasi ist der wohl heiligste Ort Indiens. Hier fliesst der heilige Fluss Ganges und die Ghats sind die verschiedenen Zugänge zum Flussufer die sich über Kilometer hinwegstrecken. Die Hindus verehren den Ganges und Varanasi ist in erster Linie bekannt als Ort an dem die Leichen verbrannt werden. Im hinduistischen Glauben kann ein Mensch nach seinem Tod durch die Gabe seiner Asche an den Ganges frühzeitig das Nirwana erreichen. Deshalb werden hier rund um die Uhr an zwei Verbrennungsplätzen manchmal im Minutentakt Leichen verbrannt und ihre Asche anschliessend dem Ganges übergeben. Wer den Verstorbenen nicht innert 24 Stunden hierhin bringen und verbrennen kann, verbrennt ihn in seinem Dorf, hat dann aber die Möglichkeit die Asche zum heiligen Ganges zu bringen und diesem zu übergeben. Mit Blumen geschmückt und Trommelklang werden Leichen (in gelbe, rote und goldene Tücher gehüllt) zum Fluss begleitet von weinenden Frauen oder Männern. Wir sehen hier manchmal über zehn brennende Leichen gleichzeitig die nur mit einem dünnen Tuch umgeben sind, bei denen man aber Haare, Körperformen und herausguckende Füsse prima erkennt auf dem brennenden Holzhaufen (es stinkt nicht, man riecht nur den Rauch). Männer tragen beim Verbrennen ein weisses Tuch, Frauen ein rotes. Hindus die durch einen Unfall oder einen Kobra-Biss sterben sowie Kinder und schwangere Frauen, werden nicht verbrannt sondern mit Steinen im Wasser versenkt.

Das klingt jetzt nach einem sehr traurigen und düsteren Ort, ist es aber nicht, im Gegenteil! Für die Hindus (80% der Bevölkerung, 13% Islam, 2.3% Christen) ist Varanasi ein heiliger und fröhlicher Ort. Der Europäer muss sich dabei nicht nur an die Verbrennungen gewöhnen :-). Indien ist wie man es uns beschrieben hat: alles! Laut, chaotisch, schmutzig, friedlich, heilig, bunt, mühsam, liebenswert… Uns gefällts! Es gibt tatsächlich alles hier und alles was es noch nicht gibt auch :-).

Bei unserem ersten Gang zu den Ghats schlendern wir die Treppen runter und Etienne wird von einem Inder begrüsst, gibt ihm die Hand und zack ist er in der Falle! Der Handmasseur lässt die Hand natürlich nicht mehr los (wie doof wo wir doch genau das Beispiel doch noch im Internet in Reiseberichten gelesen und darüber gelacht hat :-)) und will Geld für seine Dienste. Wir lernen schnell: die Inder haben Tricks drauf, das glaubt gar niemand!

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Etienne konnt sich schneller aus den Fängen des Handmasseurs lösen. Der Franzose kriegt auch gleich noch eine ungewollte Armmassage 🙂
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Sind wir hier in Pamplona oder was?

Das Bild das sich uns an den Ghats bietet sieht etwa so aus: Wasserbüffel sind sich am baden oder werden gewaschen und am Ufer eingeölt, Kühe fressen die Blumenkränze die von den Leichen in Ufernähe schwimmen, Männer sind sich nur mit Unterhose bekleidet am Waschen, Frauen mit den Kleidern. Ein Stück daneben sind Frauen und Männer am Wäsche waschen, daneben putzt sich jemand die Zähne ein anderer rasiert sich. Die Kinder spielen Cricket während Arme neben den brennenden Leichen im Fluss nach deren Schmuck suchen der ihnen auf die letzte Reise mitgegeben wurde. Männer sind gemeinsam am Fischen wieder andere trinken einen Tee oder entleeren ihre Blasen und Mägen an der Hauswand dahinter (tagsüber sieht man Treppenstufen die über mehrere Meter total verschissen sind :-)). Hühner picken Körner von den Treppen und Ziegen und Hunde liegen in der Nähe der Feuer, alle mit einem alten Tshirt bekleidet weils kalt ist. Das ist Varanasi, das ist Indien!

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Männer in sexy Stöffchen waschen ihre Wasserbüffel und ölen sie ein

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Beim kleinen Verbrennungsghat (aus Respekt den Angehörigen gegenüber macht man von den Verbrennungen keine Fotos) wo alle Ziegen Tshirts tragen
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Man wäscht sich am Ganges
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Morgenzeremonie am Ganges
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Wäsche trocknen
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Etienne spielt Cricket mit den Jungs
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Buntes Alltagstreiben am Fluss
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Hier wird die Wäsche von den Dobys nicht geschrubbt sondern geschlagen auf diesen Steinen
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Alle sind sich am Waschen 🙂

Auch weg von den Ghats bietet sich uns ein Anblick des Chaos in den Gassen. Männertoiletten hat man irgendwann mal an den Strassenecken gebaut weil sonst überall uriniert wird, Frauentoiletten existieren in ganz Indien irgendwie nicht. Die Strassen sind voller Rikshas, Taxis, Tuktuks, Fussgänger, Strassenverkäufer, Bettler und hat man in Nepal schon ab und zu mal eine Kuh auf der Strasse gesehen so ist das hier das Extrem: egal wo man steht, man hat eigentlich immer Kühe, Ochsen, Wasserbüffel, Hunde, Ziegen und Hühner im Blickfeld – wie auf dem Bauernhof :-). Besonders absurd ist es, wenn Kühe und Ochsen käuend mitten in einem vielbefahrenen Kreisel sitzen und sich von dem Gehupe, bei dem man sein eigenes Wort nicht hört, überhaupt nicht beeindrucken lassen.

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Kuh mitten im Geschehen
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Bisschen viel Müll hinter diesen Ghats

Oh wir haben die Affen ganz vergessen! Überall hats Affen! Diese springen von Dach zu Dach, klauen hier und dort mal wieder eine Banane oder einen Apfel und wir lernen schnell unsere Zimmerfenster im Hotel immer zu schliessen. Affen sind wie alle anderen ebenfalls gedultet, diese sind nämlich – welch Überraschung – auch heilig! 🙂

Nachdem wir unsere erste und hoffentlich auch einzige richtig deftige Magenverstimmung (die übrigens 90% aller Hotelgäste im Anfangs- oder Endstadium hatte 🙂 – Gangeswasser sei wohl gedankt) auskuriert haben, steht unsere erste indische Bahnfahrt bevor. Das indische Bahnnetz ist sehr gut ausgebaut und so belegen wir unsere Betten in der Sleeper Class für unsere erste Nachtfahrt. Es zieht zwar überall rein ist aber im Gross und Ganzen gemütlich und nach 14 Stunden – mit nur zwei Stunden Verspätung – kommen wir in Agra, der Stadt des Taj Mahals an.

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Im Zug

Es ist Donnerstag und da der Taj Mahal freitags geschlossen ist, machen wir uns auch gleich auf dahin. Das Gebäude aus Marmor ist gigantisch! Es wurde 1632 von Shah Jahan für seine Lieblingsfrau Mumtaz Mahal als Denkmal erbaut, die 1631 kurz nach der Geburt ihres 14. Kindes starb. Shah Jahan starb schliesslich 1666 und wurde im Taj an der Seite seiner Frau begraben.

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Taj Mahal
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Alles aus Marmor! Die Verzierungen die man sieht sind aus anderen Edelsteinen wie Onyx, Turkis etc. eingepasst

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Schliesslich machen wir uns auf nach Delhi, der Hauptstadt Indiens. Beim Einfahren in Delhi fahren wir kilometerweit an wohl einem der grössten Slums der Welt vorbei. Es ist momentan sehr kalt hier (tagsüber 10 Grad in der Nacht um den Nullpunkt) und abertausende von Leuten leben hier nur in Zelten oder unter Zeltblachen ohne Wände! Sie wärmen sich an kleinen Feuerchen neben den Gleisen die auch als öffentliche Toilette dienen und so ist es trotz der zum Teil mit Hochgeschwindigkeit vorbeifahrenden Zügen, ein ziemlicher Betrieb auf den Gleisen.
Wir kommen mit Verspätung noch vor dem Eindunkeln an der New Delhi Station an. Gleich hier gibt es den Main Bazaar, eine Strasse voller Restaurants, Souvernirshops und Hotels.

Indien hat eine Bevölkerung von über 1.21 Milliarden Menschen.
Die Fläche Indiens beträgt 3’287’469km2 (davon sind 314’400km2 Wasserfläche und ca. 273’000km2 Wüste). Man ist hier nie alleine und es hat immer und überall einfach unglaublich viele Leute. Es gibt schon Strassen wo weniger Leute sind aber es gibt eben keine Strassen wo keine Leute sind. Man muss es fast selbst gesehen und erlebt haben :-).

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Streetlife in Delhi

Nachdem wir diesen riesigen Slum von Delhi gesehen haben, haben wir uns gefragt, wieviele Arme hat denn Indien? Ist Indien das ärmste Land der Welt? Nein ist es nicht. Indien hat auch sehr viele reiche Leute nur sammeln sich in der Hauptstadt jedes Landes halt viele Arme weil sie dort mehr Überlebenschancen haben und so wird Delhi zu einer unglaublich chaotischen Stadt mit einem riesigen Slum.

Tiere gibts natürlich auch wieder überall. Diese werden übrigens auch immer gefüttert. Kauft ein Inder sich ein paar Kekse am Kiosk und geht gerade ein Hund vorbei so passiert es nicht selten, dass man einen Keks dem Hund abgibt – und dann natürlich auch dem Affen einen hochwirft der eifersüchtig vom Dach runterkuckt.

Für uns gibt es hier einiges zu sehen und das hier Sein ist ein echtes Abenteuer. Wir besichtigen das Mahatma Gandhi Museum (der übrigens immernoch auf allen indischen Geldscheinen abgebildet ist obwohl er 1948 verstorben ist!) sowie das Nationalmuseum (wir sind jetzt auch was die Hindugötter angeht etwas gebildeter :-)), Old Dehli mit seinem Bazaar oder das India Gate. Während unseren Sightseeingtouren merken wir dann: Verkehrsregeln gibts hier nicht. So stehen wir selbst in einem Stau mit einer Motorikscha und entscheiden uns irgendwann zu Fuss weiterzugehen. Wir kämpfen uns durch die Autos, Motorikschas, Fahrradrikschas und in der Mitte der Unterführung sehen wir dann den Knoten: Von links und rechts steht man sich in der Unterführungsmitte mit allen beliebigen Fahrzeugen gegenüber (ja frontal, keine Ahnung wie das passieren konnte!). Nichts geht mehr (wirklich milimeternah stehen sie nebeneinander) und keiner kann den Rückwärtsgang einlegen (ist aber auch gar niemand interessiert dran, man will ja geradeaus) weil dahinter schon zig Fahrzeuge stehen :-).

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India Gate
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Verkehrsknoten

Manchmal fahren wir auch mit der noch recht neuen Metro. Bei sovielen Leuten… Ihr könnts euch denken, es hat unglaublich viele Leute auf dem Bahnsteig. Wir beobachten die Situation und sind kritisch. Ob wir nicht doch wieder hoch und mit einer Rikscha weiter sollen? Wir rechnen mit sicher einer halben Stunde Wartezeit um Einsteigen zu können so voll ist der Bahnsteig plus dann das Gedränge… Und schliesslich kommt die Bahn und wir kucken zu: Alle stehen schön in einer Reihe bei jeder Tür. Die Türen öffnen sich, Leute strömen in der Mitte raus, auf beiden Seiten der Tür steigen die Wartenden ein (da könnte manch anderes Metroland noch was lernen) und wir glauben nicht was wir sehen! Innert allerhöchstens zehn Sekunden steht kein Mensch mehr auf dem Bahnsteig! Alle sind drin und es hat sogar noch ein wenig Platz. Wir sind platt, fassen uns aber schnell wieder und rennen selbst noch auf einen Wagen zu bevor die Tür sich schliesst. Das gibts doch gar nicht.

Frauen sind hier eindeutig in der Unterzahl. Am besten sieht man dies in der Metro oder bei der Zugstation. Wir stehen in der Schalterhalle um ein Zugticket zu kaufen, die Männer stehen Schlange (so eine indische Schlange ist meist 10-20m lang). Wir beobachten und dann aha! Nebenan gibts einen Ladies-Counter und da ist niemand! Perfekt, Andrea holt mal eben rasch zwei Zugtickets und weiter gehts :-).
Gleich siehst auch in der Metro aus. Mann muss beim Betreten immer durch einen Detektor, wird durchsucht und alles Gepäck und Handtaschen werden ebenfalls gescannt. Etienne stellt sich jedesmal in eine Schlange die oft durch die ganze Halle geht und eigentlich selten unter 20m lang ist. Andrea kann immer gleich durch beim Frauendetektor, vielleicht ist da mal noch eine andere Frau unterwegs.

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Weil es soviele Hindus hat (da werden Tiere nicht gegessen), ist hier fast alles vegetarisch. Fisch wird selten gegessen, Hühnchen ebenfalls, that’s it. Ein Buddhist in Nepal hat uns erklärt, dass das Fleisch eines verunfallten oder getöteten Tieres schlecht schmeckt und nur das Fleisch eines an einem natürlichen Tod verstorbenen Tieres gut und schmackhaft ist. Da aber alles vegetarisch ist, kann man einfach alles bestellen und muss dabei nie vermuten irgendwo noch Herz, Hirn, Zunge etc im Essen zu haben :-). Also ein Paradies für Vegetarier für Fleischliebhaber ein eher schwieriges Pflaster. Und das sieht man sogar bei McDonalds! Fast alles ist vegetarisch. Es gibt ca. vier Burger mit Chicken drin, den Fish-Burger und alles andere ist vegetarisch. Kein Hamburger, kein Cheesburger, kein Big Mac, kein Rindfleisch (die Hütte ist übrigens trotzdem voll :-)). Interessant, vorallem der Mann unter uns ist etwas enttäuscht, hätte er doch gerne mal wieder ein kleines Stückchen Fleisch. Wir beobachten und merken rasch, dass praktisch der ganze McDonalds den McAloo Tikki in der Hand hat, quasi den Hamburger in Vegi-Version. Anstatt dem Rindfleisch im Hamburger gibts sowas wie ein frittiertes Falaffel-Kartoffel-Plätzchen und es schmeckt super lecker. Logisch isst jeder Inder diesen Burger (übrigens für 50 Rappen).

Mit sovielen – und noch viel mehr – Eindrücken verlassen wir schliesslich Delhi wieder mit dem Nachtzug nach Jodhpur im Departement Rajastan. Wir treffen am morgen ein und finden am Fusse der Burg Meherangarh ein gemütliches Zimmer im Hill View Guesthouse. Die Aussicht ist fantastisch und wir besichtigen erstmal die Stadt. Wir hören oft den Muezzin was auf eine grössere muslimische Gemeinde schliessen lässt. Ansonsten ist Jodhpur wie in tausenduneiner Nacht, genau so wie man sich Indien irgendwie auch vorstellt. Auf dem Markt herrscht ein buntes Treiben, Frauen tragen farbige Saris, Zehenringe und vorallem viiiele Fusskettchen, die Männer tragen perfekt gebundene Turbane in allen Farben, man riecht indische Gewürze und immer hört man ein Trommeln oder Singen.
Heute haben wir das Meherangarh Fort (von welchem aus bis 1949 noch regiert wurde!) besucht und eine sehr interessante Audioführung erhalten.

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Das Fort

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Musiker im Fort
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Aussicht über die blaue Stadt Jodhpur
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Auf dem Bazaar
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Aussicht von der Stadt auf das riesige Fort

Weihnachtsstimmung? Bei uns gar nicht da dies hier nicht gefeiert wird. Macht aber nichts, ist ja trotzdem alles heilig hier und wir sind auch so schon mit dem ganzen Trubel genug beschäftigt :-). Euch wünschen wir aber ein wunderschönes Weihnachtsfest, eine besinnliche Zeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Indische Grüsse
Vishnu und Ganesha