Das Finale

Mumbai, die auf ihre Grösse gemessene am meisten bevölkerte Stadt der Welt.
Teilweise sieht Mumbai ein bisschen aus wie London was daher kommt, dass Indien eine englische Kolonie war. Wir sind viel zu Fuss unterwegs, erkunden die Stadt und ihre verschiedenen Viertel und machen eine City- und Slum-Tour.

Das India Gate
Das India Gate
Der beleuchtete Bahnhof
Der beleuchtete Bahnhof
Mittagsschlaf oder so :-)
Mittagsschlaf oder so 🙂
Eine riesen Wasserpipeline versorgt Mumbais Einwohner.
Eine riesen Wasserpipeline versorgt Mumbais Einwohner.

Das Einzigartige dieser Stadt ist es, dass sie durch den Slum und die verschiedenen Kasten überhaupt funktioniert. So gibt es zum Beispiel die Dabawallahs. In der Agglomeration Mumbai wird von den Frauen frühmorgens gekocht. Dieses Essen wird in Alubehältern (fast wie Tupperware) von den Männern mit dem Zug nach Mumbai gebracht. Jeden Morgen um ca. 11 Uhr fahren die Züge ein und unzählige von Essensrationen werden von den Männern an die Dabawallahs weitergegeben. Die Dabawallahs verteilen dieses Essen mit ihren Fahrrädern in der ganzen Stadt meist an Büroangestellte aber grundsätzlich an jeden der von diesem Lieferservice Gebrauch macht. Es müssten hunderte oder sogar tausende von Arbeitern sein, die diesen Lieferservice für Mumbai möglich machen.

Gleich gut organisiert sind die Wäschereien. Jede Wäscherei beschäftigt im Schnitt ihre 5-6 Angestellten, die die Wäsche für ihre Kunden wäscht. Während unserer Tour fahren wir an eines dieser Dobyghats (es gibt in der ganzen Stadt verteilt mehrere davon, von aussen sieht man diese aber nicht). Hunderte von Menschen sind damit beschäftigt auf einem Platz in mitten ihrer Häuser die Wäsche der Bevölkerung zu waschen. Die „Wascher“ sind eine eigene Kaste und haben ein eigenes Quartier wo gearbeitet und gewohnt wird, für die Kinder gibt es sogar eine Schule. Wir dürfen durch das Quartier gehen, mitten in tausenden von Kleidungsstücken die zum Trocknen aufgehängt sind zwischen den Häusern. Übrigens wohl der Ort der am frischesten von ganz Mumbai riecht :-).

Beim Dobyghat: Die Männer waschen tausende von Kleidungsstücken, die an die Sonne zum Trocknen gehängt werden.
Beim Dobyghat: Die Männer waschen tausende von Kleidungsstücken, die an die Sonne zum Trocknen gehängt werden.
Nebenan spielen die Kinder vor der Schule.
Nebenan spielen die Kinder vor der Schule.

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Zwischen den Kleidern
Zwischen den Kleidern

Wir besuchen das Haus in dem Mahatma Ghandi während mehreren Jahren gewohnt hat, verschiedene Tempel, den Viertel der Kaste der Fischer, die hängenden Gärten von Mumbai, den Marine Drive der die Promenade am Meer entlang ist, den kleinen Strandabschnitt im Zentrum Mumbais und einige Sehenswürdigkeiten mehr.

Bei den Fischern
Bei den Fischern
Die auch gleich am Meer wohnen.
Die auch gleich am Meer wohnen.

Schliesslich besuchen wir auch den Dharavi-Slum, den grössten Slum Asiens. Auf einer Fläche von 2 Quadratkilometern leben hier eine geschätzte Million Menschen mitten in der Stadt Mumbai. Der Slum ist wie eine eigene Stadt in der Stadt, ungefähr 15’000 Minifabriken soll es hier geben. Und der Slum ist verantwortlich für die Sauberkeit Mumbais. Aus der ganzen Stadt wird nämlich der Müll hierhingebracht, sortiert, verbrannt oder weiterverwertet. Wir können zuschauen wie alte Kühlschränke auseinandergenommen werden, kaputte Teile werden weitergegeben an die Bewohner die für die Entsorgung zuständig sind, was noch brauchbar ist, wird für einen neuen Kühlschrank verwendet der anschliessend wieder verkauft wird und wie neu aussieht. Und genau dies geschieht mit jedem einzelnen Haushaltgerät das man sich vorstellen kann. Dies nur ein Beispiel wie hier entsorgt, repariert und wiederverwendet wird.

Müll der in den Slum gebracht wird.
Müll der in den Slum gebracht wird.
In der Werkstatt wird auseinandergenommen und sortiert.
In der Werkstatt wird auseinandergenommen und sortiert.

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Wir schlendern durch den Viertel der Kaste der Töpfer die unzählige Tontöpfe trocknen lassen. Sogar kleine Töpfchen für Eiscreme gibts. Irgendwie ist das Wort Slum negativ behaftet. Die Leute hier haben nicht viel aber sie arbeiten hart und haben Etwas. Es gibt Schulen und ein Spital welches allen gratis zur Verfügung steht. Ausserdem werden den Bewohnern von der Regierung neue Hochhäuser gebaut in welchen sie allerdings nur ein Zimmer für eine ganze Familie kriegen. Das ist auch der Grund, wieso die Hochhäuser entweder total voll sind oder leer stehen, weil die Slumbewohner ihre jetzigen Häuser nicht für weniger Platz verlassen wollen. Der Slum platzt aus allen Nähten.

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Die Töpfer bauen einen neuen Ofen.
Die Töpfer bauen einen neuen Ofen.

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Bewohnte Wohnhäuser die von der Regierung gebaut wurden und gratis zur Verfügung gestellt werden.
Bewohnte Wohnhäuser die von der Regierung gebaut wurden und gratis zur Verfügung gestellt werden.

Als wir schliesslich zurückfahren fragen wir unseren Fahrer, wieso denn soviele Obdachlose ausserhalb des Slums wohnen. Man sieht nämlich wie bei vielen vielen Häusern aussen so kleine 4 Quadratmeter-Blechdachhäuser angebaut sind wo vier, fünf, sechs Menschen drin wohnen. Er erklärt uns, dass diese Leute von der Regierung zwar Häuser und Wohnungen ausserhalb des teuren Mumbais gekriegt haben, sie aber immer wieder hierhin zurückkehren weil hier der Kampf ums Überleben einfacher ist. Ausserdem sind das zum Teil Familien die aus dem Afghanistan- und Pakistankrieg geflüchtet sind und jetzt schon seit 30 Jahren und Generationen in diesen Blechhütten wohnen. Auch am Strand von Mumbai wohnen Leute unter den Booten die umgedreht auf dem Sand liegen und an so mancher Strassenecke steht tagsüber einfach ein Stapelchen Decken und vielleicht ein Becher was bedeutet, dass hier jemand wohnt.

Menschen die am Strand wohnen.
Menschen die am Strand wohnen.

Erfreulicherweise treffen wir hier nochmals Vera, die mit uns in der Wüste war, und ihre indische Begleitung Jamin, bei dem wir dort im Hotel gewohnt haben. Wir verbringen ein paar lustige Stunden zusammen mit einigen Bierchen, gehen am nächsten morgen noch frühstücken und danach machen sich die beiden auf den Weg nach Hampi und wir spazieren durch Mumbai.

Am Marine Drive
Am Marine Drive

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Unsere Reise geht definitiv dem Ende zu. Nach zwei Jahren, einem Monat und drei Wochen, war die letzte Nacht auch unsere letzte Hotelnacht (heute gibts nochmals eine Backpackernacht am Flughafen weil wir ganz früh fliegen). Nervös sind wir (bis jetzt) nicht, die Freude Familie und Freunde wieder zu sehen ist selbstverständlich gross. Trotzdem bleibt da ein Tropfen Wehmut, dass die Reise „schon“ zu Ende ist und die Zeit einfach unglaublich schnell verging. Aber wir brauchen nun auch Zeit all das Erlebte setzen zu lassen und zu verarbeiten. Zudem freuen wir uns auch wieder auf ein Leben „Zuhause“ und dem was damit verbunden auf uns zukommen wird.
Ob wir wieder auf Reisen gehen werden? Hat man einmal so eine Reise gemacht, ist der Schritt zum zweiten Mal klein. Für uns steht jetzt aber das Nachhause kommen im Vordergrund. Das Wiedersehen mit Familie und Freunden, das Erleben des Frühling und Sommers und schliesslich auch wiedermal eines richtigen Winters, das gute Essen, Besuche bei oder von Leuten die wir unterwegs getroffen haben, Jobsuche, Wohnungssuche und was sonst noch alles dazugehört. Aber: Nach der Reise ist vor der Reise! (Das darf auch mal eine kurze sein :-))

Liebe Grüsse und bis bald in der Schweiz!
Andrea und Etienne