Bolivia!

Wir überqueren die Grenze nach Bolivien und machen unseren ersten Halt in Copacabana am Titicacasee. Der Titicacasee ist der grösste (8288 km2) See der Welt auf dieser Höhe (3800m ü.M.) und sieht fantastisch aus. Wir fahren mit dem Boot in den Norden der Isla del Sol und wohnen bei Alfonso, einem lustigen Einheimischen, der günstige Zimmer vermietet und von wo aus wir einen super Ausblick über die ganze Bucht haben.

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Unser Zimmer bei Alfonso
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Na da hat sich das Schwein einen schönen Kreis weggefressen :-).

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Auf die Insel sollen die Inkas schon vor den Zeiten des Machu Picchus hingepilgert sein, um Rituale abzuhalten. Die Geschichte sagt, dass hier auf dem Ritualtisch jungfräulichen Mädchen bei lebendigem Leibe die Herzen herausgeschnitten und den Göttern geschenkt wurden, um diese friedlich zu stimmen.

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Ritualtisch

Weiter gehts nach La Paz. Da es das Visum an der Grenze nur für 30 Tage gab, ist unsere erste Mission dessen Verlängerung. Hinter dem Schalter sitzt ein wohl bald pensionierter Herr mit einem Stempel mit einer 30 drauf. Diese drückt er uns auf Wunsch zweimal in den Pass und fertig. Jetzt können wir uns Zeit lassen.

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Bleigiessen

Ihr glaubt nicht, was wir hier im Fernsehen sehen! Da gibts doch tatsächlich einen Alcalde (Politiker wie Gemeinderat, Bürgermeister oder sowas), der öffentlich im Fernsehen Frauen betatscht! Man glaubt es nicht aber der hat tatsächlich öffentliche Auftritte und fasst hier mal einer an den Arsch oder will dort eine Abknutschen! Der beste Ausschnitt: Er sitzt neben einer Journalistin auf dem Stuhl, beide nach vorne gedreht zur Kamera und sie spricht ins Mikrofon, plötzlich legt er ihr seine Hand aufs Knie. Sie lässt sich nichts anmerken, legt ihre Hand aber auf seine und will seine wegnehmen. Aber er lässt nicht los! Er klemmt richtig zu und lässt erst nach ein paar Sekunden los. Ja, das kam dann alles in den Nachrichten hier und der Typ ist natürlich immernoch im Amt und am Grabschen :-).

Coroico ist ein kleines Dorf, drei Busstunden von La Paz entfernt, am Ende der Anden vor dem Amazonasgebiet. Hier findet ein Elektronikfestival statt das wir während den nächsten fünf Tage besuchen. Der Partyplatz ist genial. Wir sind schon früh dort und können zusehen wie das ganze Dorf das Gras mäht (mit Macheten) um den zweiten Zeltplatz herzurichten. Wir setzen uns in den Schatten und quatschen mit ihnen und bei jeder Verteilung von Getränken, Früchten oder Coca-Blättern des Dorfchefs an die Leute werden wir auch berücksichtigt :-).

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Gegen Abend startet dann die Party mit einem Pachamama-Ritual bevor fünf Tage lang getanzt wird. Mitdabei sind Leute aus aller Welt und das Essen wird von einem Küchenteam eines Restaurants aus La Paz zubereitet, ganz sicher eins der besten Essen die wir während der Reise hatten!

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Gemalt von unserem chilenischen Freund Claudio

Wir spannen noch etwas aus in Coroico und müssen uns schliesslich entscheiden: Ab in den Dschungel nach Rurrenabaque ja oder nein und wenn ja dann wie. Die Strasse dorthin soll mit dem Bus nämlich der Horror sein. Schmale Naturstrassen wo keine zwei Autos sich kreuzen können und teilweise gehts daneben einfach tausend Meter in die Tiefe. Alternative wäre ein Flug, der ist uns aber zu teuer. Dann ein Zeichen: Wir trafen am Festival auf einen Schweizer der immer mit Taxikollektivos nach Rurre fährt und so machen wirs dann auch.

Ein Taxikollektivo hat meistens sieben Sitzplätze, kostet wenig mehr als ein Bus ist aber schneller, fährt allerdings erst wenn das Auto voll ist. Nach dreimal umsteigen, 12h Fahrzeit und 12h Wartezeit (zum Einen 6hwegen Strassenbauarbeiten zum Andern ist es schwierig morgens um halb drei im Nirgendwo ein Taxikollektivo zu füllen :-)) kommen wir wohlbehalten in Rurrenabaque an.

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6 Stunden Wartezeit wegen Bauarbeiten
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Abendessen mit Claudio in Rurrenabaque

Hier gibts unzählige Dschungel- und Pampastouren die angeboten werden. Wir bewerben uns, gemeinsam mit Claudio, einem Chilenen den wir am Festival kennengelernt haben, bei einer Dschungeltouragentur als Volunteers und können ein paar Tage später, ausgerüstet mit Moskitonetz und Gummistiefeln, in den Dschungel. Die Lodge liegt zwei Bootsstunden sowie einen 30minütigen Fussmarsch im Regenwald entfernt von Rurre. Der Platz direkt an einer Lagune ist wunderschön! Rosamaria, die Besitzerin, reintegriert verletzte Tiere wieder in den Dschungel und so leben ein Affe, zwei Tapire, ein Papagei und ein Capibara im und ums Haus herum. Für uns ist es natürlich der Oberhammer, eine Tapir quasi als Haustier zu haben! 🙂

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Erste Begegnung mit dem Tapir!
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Baby-Capibara
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Affenweibchen Chita

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Jetzt wissen wir, dass ein Tapir ein sehr sauberes Tier ist. Er verrichtet sein Geschäft im Wasser und wenns regnet öffnet er lieber die Tür einer der Mitarbeiterzimmerchen um sich dort ins Bett zu legen :-). Und es braucht dann eine heiden Kraft diesen dort wieder rauszukriegen :-).
Oder auch im Haus hält er sich gerne auf um frisches Gemüse oder Früchte zu stibitzen und einmal wars nicht mal für fünf Arbeiter möglich ihn rauszukriegen weil der schon sooo eine Kraft besitzt – und der wird noch doppelt so gross! 🙂

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Am Vorbereiten des Frühstücks für die Touristen
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Unser Zimmer

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Beleidigter Affe 🙂

Wir erledigen ab morgens früh bis abends spät diverse Arbeiten wie Essen für die Touristen zubereiten, Cabañas herrichten, Haus putzen etc. Da wir uns das Ganze aber etwas Anders vorgestellt haben, entscheiden wir uns schon nach wenigen Tagen, wieder in die Zivilisation zurückzukehren. Nach wie vor denken wir aber, dass diese eine der besten Touren ist, die in Rurre angeboten werden.

Da wir nicht mehr denselben Weg nach la Paz zurückfahren möchten, um wieder was Neues zu sehen, gehen wir zum Busbahnhof und fragen uns durch wann ein Bus nach Trinidad fährt. „No hay Bus“, hören wir immer wieder von teilweise verschlafenen Ticketverkäufern. Die Strasse sei so schlecht… im Juni fahre dann wieder ein Bus! Na bravo.
Wir bleiben hartnäckig, schliesslich kommt auch der Einheimische der kein Geld für den Flieger hat irgendwie dorthin. Am nächsten Tag fragen wir uns erneut durch und treffen auf einen Taxichauffeur der etwas kommunikativer ist. Er erklärt uns, wie wir mit Taxikollektivos nach Trinidad gelangen und am nächsten Morgen stehen wir mit unserem Gepäck am Busbahnhof.

Wie wir jetzt schon mehrmals festgestellt haben, ist das sehr typisch für Bolivien. Die Leute sind zwar freundlich aber geben entweder nicht gerne Auskunft oder wissen es manchmal selbst gar nicht.

Es klappt dann aber alles und wir fahren mit dem Taxikollektivo nach San Borja und von dort nach San Ignacio, beides liegt irgendwo mitten in der Pampa im Amazonasgebiet. Mit Pampa meint man hier übrigens nicht am Arsch der Welt sondern die sumpfige Region des Amazonasgebiets wo weniger Bäume wachsen und eher Tiere wie Capibaras (Wasserschweine) oder Anacondas leben.

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Strassenverhältnisse im Amazonas
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Eingestürzte Brücke

Die Strasse ist ein reiner Schlammweg aber Natur pur mit sooo wenig Verkehr, dass wir unterwegs zwei Capibaras, eine Schlange, einen blauen Papagei und einen Tucan sehen. Kurz vor San Ignacio ist dann eine kleine Brücke eingestürzt. Bei Dunkelheit wird Erde aufgeschüttet damit wir passieren können. Wir wollen erstmal eine Nacht in San Ignacio bleiben und am nächsten Tag weiter. Da wir eine lustige Truppe im Auto waren, meinen die Bolivianer, dass wir uns doch gleich verabreden für den nächsten Morgen um gemeinsam weiterzufahren. Jaja, zwei stehen pünktlich da: Andrea und Etienne, vom Rest keine Spur :-). Irgendwann kommt dann der ältere Peruaner und schlägt vor eine kleine Cessna zu nehmen. Es ist nämlich so, dass die Strasse und das Gebiet bis nach Trinidad zur Zeit überflutet ist und man deshalb ab irgendwo mit dem Schiff weiter muss. Das Ganze kostet am Ende fast gleichviel wie die Cessna die ab vier Personen fliegt und in 20min in Trinidad ist. Einverstanden, wir fliegen – und haben dabei schliesslich einen mega Ausblick übers ganze Gebiet! Wie wir von oben erkennen können, wärs aber wohl auch mit dem Boot ein abenteuerlicher und spannender Weg gewesen.

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Trinidad bietet nicht sehr viel und wir gehen zur Touriinfo, um zu erfahren, was wir hier besichtigen und machen können. Die Frau im Büro weiss aber leider gaaar nichts. Sie wühlt in all den rumliegenden Prospekten, weiss selbst nicht was drinsteht und fängt vor Nervosität an zu schwitzen. Richtig grosse Tropfen fliessen irgendwann auf ihren Wangen und der Oberlippe runter und sie grinst uns bei jeder Frage nur verlegen an, wühlt wieder auf dem Tisch und sagt nichts! 🙂 Bueno, gehts halt weiter nach Santa Cruz :-).

Santa Cruz ist gross und modern. Wir besuchen den Zoo und sehen dort (leider auf extrem engem Raum eingesperrt) Pumas und Jaguare. Während unserer Volunteeringzeit in Panama, haben wir einmal nachts gleich hinter unseren Hängematten ein Huhn vor zwei Füchsen gerettet – dachten wir. Jetzt wissen wir, dass dies definitiv keine Füchse waren :-).
Der Zoo ist eigentlich bekannt für die freiumherlaufenden oder kletternden Faultiere, wir sehen aber leider keins. Am Abend gönnen wir uns im Cinecenter noch Rio2 in 3D bevor wir weiterziehen nach Samaipata.

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Alleine im Kino
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Leckeres Mittagessen auf dem Markt für 10 Bolivianos (ca. einen Franken)

Samaipata liegt in den Bergen, kurz vor der Ruta de Che. Deshalb brechen wir als nächstes auf nach Vallegrande. Hier sind die Dörfer weniger gut erschlossen und wir haben Glück, dass wir auf vier Bauern treffen und einen Taxifahrer der uns alle mitnimmt. Wir zwei auf dem Beifahrersitz, drei hinten einer im Kofferraum und losgehts.

In Vallegrande besichtigen wir die Lavanderia des Spitals in der Ernesto Che Guevara aufgebahrt wurde, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass er tot ist.

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La Lavanderia

Weiter fahren wir nach La Higuera, dem nächsten geschichtsträchtigen Ort. In der Nähe von La Higuera in den Bergen fand am 8. Oktober 1967 der Kampf statt, bei dem Che und ein Kamerade von ihm gefangen genommen wurden. Man hat die beiden dann im nächsten Ort (La Higuera) in die Schule gebracht und sie am 9. Oktober 1967 dort erschossen. Übrigens wurden seine Gebeine dann verscharrt und erst 1997, nachdem ein ehemaliger CIA-Offizier (ja, die Amis waren auch hier involviert) verraten hat wo, wiedergefunden. Später hat man diese dann nach Cuba überführt, wo er heute in Santa Clara ist (diesen Ort haben wir damals natürlich besichtigt).

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La Higuera

La Higuera selbst ist total abgelegen und besteht aus etwa 20 Häusern. Wenn man hier was essen will, muss man sich im Voraus bei einer einheimischen Frau mit einer Hospedaje oder einer Tienda erkundigen, ob sie für einen das Abendessen oder Mittagessen kochen wird (zum Frühstück gibts nur Tee oder Kaffee). Wir essen am Abend bei Irma. Irma besitzt eine kleine Tienda und ist laut ihr die einzige und zuletzt verbliebene des Dorfes, die Che noch persönlich kannte. Sie zeigt uns Fotos, die wir allerdings auch sonst schon gesehen haben. Wir bleiben kritisch, Irma sieht nämlich viel zu jung aus. Sie müsste mittlerweile schon weit weit weit über das hier übliche Durchschnittsalter hinaus sein um Che gekannt zu haben. Andere Frauen des Dorfes winken nur ab wenn wir sie nach Irma fragen.
Wir besichtigen die ehemalige Schule die mittlerweile ein kleines Museum ist. Ja und irgendwann hat man dann genug gechillt und gesehen und möchte wieder in die Zivilisation…gar nicht so einfach :-).

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Museum in der ehemaligen Schule

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Irma’s Sohn fährt Taxi und fährt uns und zwei Belgier zu einem stolzen Preis ins nächste Dorf Pucara. Hier soll ein Bus pro Tag nach Villa Serrano fahren, den möchten wir erwischen. Bei den meisten Bolivianern heissts der Bus komme so um vier, halb fünf. Das behauptet ein Herr auch noch um halb sechs :-). Ein anderer meint normalerweise komme der Bus um sechs. Einfach typisch Bolivien wieder :-). Wir warten schon sehr lange, bis ein Einheimischer uns verrät, dass es in einer andern Stadt eine Strassenblockade gab. Ok, dann kann das mit dem Bus noch einige Zeit dauern. Mittlerweile ist es kalt, neblig und dunkel und bevor überall die Lichter ausgehen, sichern wir uns noch ein Bett. Und wie es dann halt so ist: Kaum liegen wir unter der warmen Decke kommt natürlich der Bus :-). Wir bleiben aber noch eine Nacht in Pucara (mitten in der Nacht in Villa Serrano anzukommen wird nicht gemütlicher sein). Neuer Tag, neues Glück und mit nur einer Stunde Verspätung kommt der Bus und wir fahren vier Stunden durch eine schöne und ziemlich abgelegene Berglandschaft.

Ab Villa Serrano wirds dann einfacher und innert Kürze sind wir mit dem Bus in Sucre. Sucre gefällt uns besser als die bisherigen bolivianischen Städten. Es gibt einen tollen Markt wo wir uns jeden Tag ein bis zwei frische Fruchtsäfte gönnen und jeden Mittag ein feines Almuerzo essen. Zudem sind die Gebäude und die Plaza sehr schön, dass man stundenlang durch die Gassen schlendern kann.

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Sucre
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Herr Sucre, ehemals rechte Hand von Simon Bolivar in Bolivien
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Die besten Fruchtsäfte auf dem Markt

Hier treffen wir Mario und Sabine! Mario ist im gleichen Quartier wie Andrea aufgewachsen und unser gemeinsamer Freund Felipe hat uns informiert, dass wir uns bald kreuzen. So haben wir schliesslich einige lustige Nachmittage und Abende mit den beiden verbracht! Am Sonntag gehts noch gemeinsam auf den Markt in Tarabuco und abends fein essen da sich unsere Wege leider schon wieder trennen. Mario und Sabine fahren weiter zur Ruta de Che und wir brechen morgen auf nach Potosi, eine der höchstgelegenen Städte der Welt!

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Mit Mario und Sabine in der Cuba Bar!

Hasta luego!

Andrea y Etienne